Siebzehntes Capitel.

Triplealianz.

[102] »Der infame Kerl!« – sagte ich – und wir spien beyde aus, als wenn er da gestanden hätte. – »Der niederträchtige Filou! – Und du willst« –

»O« – gab sie zur Autwort – »Was denkst du von mir, Gustel? Lieber alles verloren – eher der Kerl!« –

»Aber was willst du denn machen, bestes Lorchen?«[102]

»Anführen will ich ihn – Anführen, den verdammten Perückenstock, – und du sollst mir helfen!« –

»Ich?« –

»Ja du, lieber Gustel! du sollst dich in mein Bette legen, und wenn er anfängt zu gestikuliren, da schrey' ich Diebe, und da kommt Andres, und schlägt ihm alle viere entzwey.« –

Der Einfall war nicht übel, und ich wagte sehr wenig dabey. – »Höre, liebes Lorchen,« – gab ich zur Antwort – »aber das muß ich dem Junker sagen.« –

»Herr Jesus, Gustel, was willst du machen? Da erfährts die gnädige Frau, und dann ist alles verloren.« –

»Nicht doch, der Junker weiß schon lange, daß der Dingericht in dich verliebt ist, und« –

»Daß ich das Kirschkern-Gesicht und seine Schweinsaugen nicht ausstehen kann.« –[103]

»Nun ja, der Junker hat mir's gleich den ersten Tag gesagt; also wird er sich recht freuen, wenn wir dem saubern Herrn« –

»So einen Streich spielen. – Nun gut, wenn du meynst, ich bin's zufrieden. – Aber jetzt müssen wir gehen, schneid' noch ein halbes Dutzend ab, so ist das Körbchen voll! – Adieu, Herzensgustel, gleich nach dem Essen! Andres sitzt bey der Catharine.« –

»Der impertinente Patron!« – sagte ich äußerst erbittert! – »Warte, wir wollen dir eine Märte einbrocken, an der du genug haben sollst.« – Ich fand meinen Adolph auf dem Hofe, und erzählte ihm die ganze Geschichte.

Quelle:
Christian Althing: Hannchens Hin- und Herzüge nebst der Geschichte dreyer Hochzeitsnächte. Leipzig 21807, S. 102-104.
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