Vom Notizblock

[29] Etwas Geschick,

ein wenig Glück,

ein bißchen Tück,

gibt allezeit

ein Meisterstück.


Wer Glück hat, den kriegt

selbst mit dem Hut auf dem Kopf,

sein Glück, wenn es will,

auch durch den Hut noch beim Schopf.


Aufs Bücherschreiben sich zu legen,

ein danklos Ding, voll Ungemach!

man glaubt, den Erdball zu bewegen

und ach, es kräht kein Hahn danach!
[30]

Erst verspottet und verlacht,

dann im stillen nachgemacht,

und zuletzt als neu erdacht

mit viel Lärm zu Markt gebracht.


Lieber Wortklauber,

als Wortglauber.


Bedenkt auch, wenn ihr etwas kritisiert,

und dies und das dran auszusetzen wißt,

bedenkt, daß ein Urteil immer zugleich

ein Urteil auch über den Urteiler ist.


Was frommt Talent,

was frommt Genie,

bleibt es latent

und klärt sich's nie?!


Nicht Einem wohl genügt so ganz,

was ihm Geschick und Ungeschick brachte,

daß er, noch einmal auf der Welt,

es nicht von Grund aus anders machte.
[31]

Ein bißchen Ärger und Verdruß

gehört zum Leben ...

nur Zucker und Zibeben

wär auf die Dauer kein Genuß!


Was hilft alles Wollen, was alles Versprechen,

und wenn es das Herrlichste verheißt,

im Können liegt der Wert des Menschen,

die Tat allein ist's, die beweist.


Nicht: wer nur redet

oder drum betet,

wer es macht,

hat die Macht.


Das Beste doch von allem Guten

ist dann und wann, fein still und brav,

und notabene ohne Träume:

in gutem Bett ein guter Schlaf.

Quelle:
Cäsar Flaischlen: Gesammelte Dichtungen. Band 2: Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens. Stuttgart 1921, S. 29-32.
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