43. Auf einer edlen Jungfrauen (Christine Müller) Namenstag

[159] In deroselben Abwesen an ihren Ohmen (Brüggeman) übergeben.


1636 Juli 24.


Christinen Tag ist hier. Wen sollen wir nun binden?

Ihr Freunde, ratet zu, wo sollen wir sie finden,

das fromme, liebe Kind? Sie, aller Jungfern Zier?

Die so genennet wird, die ist zu weit von hier,

wir allzuweit von ihr. Doch soll der Tag der Lieben

in süßer Frölichkeit noch werden hin vertrieben.

Er muß geehret sein. So tretet doch heran!

Er gibt sich selbsten an, der hochgeehrte Man,

der lieben Freundin Freund. Was wollen wir mehr wollen?

Er ist der, dem wir mehr als dieses gut tun sollen.

So ist es billig auch, daß Freunde vor sich stehn,

zumal, wenn Absein sie nicht läßt zusammen gehn.

Die Freundschaft teilet sich. Wolan, er ist gefunden,

der dieses Tags ist wert. Er sei hiermit gebunden

an der Statt, die er meint, und halte diß darfür:

ie besser er sich löst, ie lieber ist es ihr.

Wir wündschen ihm und ihr viel tausent guter Stunden,

viel tausent lieber Zeit. So sind sie wol gebunden,

zwar er für sie allhier und sie in ihrer Statt.

so wird ein iedes sehn, wo sichs zu lösen hat.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 159.
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