13. Von den Blumen

[216] Der Rosen Milch und Blut muß ihren Wangen weichen,

kein rotes Negelein mag ihrem Munde gleichen.

Die Saffranblume stirbt für ihrer Haare Zier,

Vergißmeinnicht vergißt auch seiner selbst für ihr.[216]

Narzissen sind wol weiß, doch nicht für ihren Händen,

die Veilgen werden blas, wenn sie sich nach ihr wenden.

Ihr Hals ist heller noch als alle Lilgen sein,

und ihre Brust sticht hin der Anemonen Schein.

Ihr süßer Odem reucht wie starke Bisemblumen,

an ihr ist, was uns schickt Panchea und Idumen.

Was sag' ich? Müßt doch ihr, ihr Blumen, selbst gestehn,

sie sei noch tausentmal so schön' als Tausentschön!


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 216-217.
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