3. Aus Hugo Grotius seinem lateinischen Liebesscherze. An die Träume

[493] Ihr Träume, die ihr seid das beste Teil im Leben,

das Nichts als Trübnüß ist, die ihr euch habet mein

so oft und oft erbarmt, so es mag sicher sein,

daß man die Warheit sagt, mehr Ehre soll ich geben


euch, als der Liebsten selbst. Durch euch seh' ich sie schweben

vor mir so gut und from, ohn' allen falschen Schein.

Komm ich denn drauf zu ihr, so spricht sie lauter nein!

und machts ihr unbekant. Sie zürnet noch darneben,


daß ich ein wenig mich ergetzen will an ihr.

Was können, Neidische, dir meine Nächt' entführen?

Noch gleichwol will sich nicht dein stolzer Zorn verlieren.


Wer aber wär' als ich glückseliger allhier,

wenn nur der süße Schlaf, in dem ich viel muß lachen,

sich kehrte bei mir um und würd' ein solches Wachen.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 493.
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