Bekenntnis

[11] Ich bin ein unglückselig Rohr:

Gefühle und Gedanken

Seh' rechts und links, zurück und vor,

In jedem Wind, ich schwanken.


Da liegt nichts zwischen Sein und Tod,

Was ich nicht schon erflehte:

Heut bitt' ich um des Glaubens Brot,

Daß morgen ich's zertrete;


Bald ist's im Herzen kirchenstill,

Bald schäumt's wie Saft der Reben,

Ich weiß nicht, was ich soll und will; –

Es ist ein kläglich Leben!


Dich ruf' ich, der das Kleinste du

In deinen Schutz genommen,

Gönn meinem Herzen Halt und Ruh,

Gott, laß mich nicht verkommen;[11]


Leih mir die Kraft, die mir gebricht,

Nimm weg, was mich verwirret,

Sonst lösch es aus, dies Flackerlicht,

Das über Sümpfe irret!

Quelle:
Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Bd. 1–25, Band 20, München 1959–1975, S. 11-12.
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