Memento

[8] Geliebte, willst du doppelt leben,

So sei des Todes gern gedenk

Und nimm, was dir die Götter geben,

Tagtäglich hin wie ein Geschenk.


Mach dich vertraut mit dem Gedanken,

Daß doch das Letzte kommen muß,

Und statt in Trübsinn hinzukranken,

Wird dir das Dasein zum Genuß.


Du magst nicht länger mehr vergeuden

Die Spanne Zeit in eitlem Haß,

Du freust dich reiner deiner Freuden

Und sorgst nicht mehr um dies und das.


Du setzest an die rechte Stelle

Das Hohe, Göttliche der Zeit,

Und jede Stunde wird dir Quelle

Gesteigert neuer Dankbarkeit.


Quelle:
Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Bd. 1–25, Band 20, München 1959–1975, S. 8.
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