An den Grafen von Stralenheim, Meître de Camp, und Obrister beym Regiment Royal-Allemand

[40] Wie lieb ich dich, du unbezwungener Krieger,

Der Armuth schäzt, und persische Weichlichkeit flieht,

Und wie ein Cherub, zwischen flammenden Wänden,

Zum goldnen Schloß der Ewigkeit steigt.


Dein bloses Haupt drückt nachts im türkschen Gezelte,

In das der Mond mit hellem Angesicht guckt,

An Polsters statt, den blaugestähleten Kuras,

Und träumt auf harter Erde von Ruh,


Und träumend wandelstu in marmornen Gängen,

Mit Philosophen und mit Helden vermischt,[40]

Die ihre Kräntz um deine Kräntze vertauschten,

Und sehn, du bist nicht kleiner, als sie.


Biß um dich her das Prasseln fressender Flammen,

Um Mitternacht den sanften Morpheus verjagt,

Dann greift die braune Faust zur schwankenden Lanze,

Die in dem Rasen, neben dir, steckt;


Denn gehestu, mit lebhaft blühenden Wangen,

(Als rolle deine Braut in fürstlicher Pracht,

Auf einem Wagen von gediegenem Silber,

Vom östlichen Gebürge herab,)


Den blankbepanzerten Phalangen entgegen,

Die, gleich dem ewgen Wall um Rhadamanths Stadt,

Erhaben stehn; doch die du schneller zertheilest,

Als Luna Creise giftigen Dunsts.


Wenn nun ein schwartzes Meer lautrauschenden Blutes,

In das der Abendstern den Silberstrahl tunkt,

Mit regen Wirbeln halbverbrannte Gefilde,

Nebst Mann und Roß und Wagen verschlingt:


Denn sieht die Muse, deren silberner Wurfspieß

Dein feines Ohr mit hohem Sausen erfüllt,

Dort deinen Vater1 mit hellstralendem Haupte

Aus dem Pallast Elysiens schaun,


Wie sich dies Wort von seinen Lippen ergieset:

»Vortreflichschön, Sohn, wer fürs Vaterland lebt;

Unendlichschöner, wer fürs Vaterlands Beste,

Wie du, ins Todes Rachen sich wagt.
[41]

Kein Königreich mag den nach Würden belohnen;

Nur der Unsterblichkeit demantener Krantz,

Und ein Gesang, den Langens goldene Leyer

Auf dem Gebürg Aoniens singt.«

Fußnoten

1 Den ehemahligen Königlich schwedischen Bottschafter am Kayserlichen Hof, General-Lieutenant, und General-Gouverneur des Herzogthums Zweybrücken, der ein groser Liebhaber der Dichtkunst war.


Quelle:
Johann Nikolaus Götz: Gedichte. Stuttgart 1893, S. 40-42.
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