Gebet an den Schutzheiligen

[11] Den Königen aus Morgenlanden

Ging einst ein hell Gestirn voran,

Und führte treu sie ferne Pfade

Bis sie das Haus des Heilands sahn.


So leuchte über meinem Leben,

Laß glaubensvoll nach dir mich schaun,

In Qualen, Tod und in Gefahren

Laß mich auf deine Liebe traun.


Mein Auge hab' ich abgewendet

Von allem was die Erde giebt,

Und über Alles was sie bietet

Hab' ich dich, Trost und Heil, geliebt.


Dir leb' ich, und dir werd' ich sterben,

Drum lasse meine Seele nicht,

Und sende in des Lebens Dunkel

Mir deiner Liebe tröstlich Licht.


O, leuchte über meinem Leben!

Ein Morgenstern der Heimath mir,

Und führe mich den Weg zum Frieden,

Denn Gottes Friede ist in dir.
[11]

Laß nichts die tiefe Andacht stören,

Das fromme Lieben, das dich meint,

Das, ob auch Zeit und Welt uns trennen,

Mich ewig doch mit dir vereint.


Da du erbarmend mich erkohren,

Verlasse meine Seele nicht,

O Trost und Freude! Quell des Heiles!

Laß mich nicht einsam, liebes Licht!


Quelle:
Karoline von Günderrode: Gesammelte Werke. Band 1–3, Band 2, Berlin-Wilmersdorf 1920–1922, S. 11-12.
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