7. Scene.


[80] Loni. Loisl. Muckl; später der Wirt und Pauli.


LONI hält Loisl auf. Wo is denn der Lehnl?

LOISL. Frag' den da, den Sieb'ng'scheidt'n Auf Muckl deutend. der weiß Alles! Läuft davon.[80]

MUCKL tritt im gleichen Augenblicke von selbst zu Loni. Hast du vielleicht 'was g'hört, wie's dem Lehnl geht?

LONI. Wie's ihm geht? Ja – fehlt ihm denn 'was?

MUCKL verlegen. Ja – das heißt – i weiß net; i hab' nur so 'was läut'n hör'n, als ob er g'fall'n wär' und hätt' sich am Kopf' oder am Arm' aufg'schlag'n.

LONI. Du machst mir ja völlig Angst.

MUCKL. Der Pauli soll ihn nachher g'fund'n und soll ihn heim'bracht hab'n.

LONI. Sixt es, sixt es, hab' i mir doch heut' früh' gleich 'denkt, es müßt' 'was g'scheh'n sein. Weißt, er is mit mir gestern auf d'Alm 'gang'n und über Nacht drob'n 'blieb'n. Heut' in der Früh' schrei' i ihm – schrei' all'weil, krieg' aber kein' Antwort – und wie i in sein' Liegerstatt schau', is er nimmer da.

MUCKL naiv. Geh' weiter! Aber wie g'sagt, i kann dir gar nix G'wisses sag'n.

LONI. Da muß i gleich nach'm Pauli schau'n; der is vorhin in der Stub'n drunt' g'wes'n, der wird's wohl wiss'n. Ab.[81]

WIRT kommt eilig auf Muckl zu. Was sagst, Muckl, hab'n wir ihm sein' Hochzeiterin net schön ausg'führt; was! Geh' aber jetzt mit 'runter, daß die Gaudi net so gleich ausgeht.

MUCKL. Da hast recht; i will ihn noch a bisl hies'ln. Beide gehen ab und stoßen auf den rasch eintretenden Pauli.

PAULI. Halt Muckl, i hab' a Wört'l z'red'n mit dir!

WIRT. Halt' ihn net auf, wir hab'n kein' Zeit!

PAULI zum Wirt. Geh' nur zu, er kommt gleich nach!

WIRT. Aber g'wiß! Ab.

MUCKL spöttisch. Kommst du gar auch zum Tanz? I hätt' 'glaubt, deine Schuh' wär'n noch net trock'n, 's is gar feucht g'wes'n heut' Nacht!

PAULI scharf. So! A einzig's Wört'l wenn du schnaufst über die G'schicht', so bring' i di auf's G'richt. Der Lehnl liegt daheim im Sterb'n, daß du's weißt.

LONI tritt auf, blickt suchend umher und eilt dann auf Pauli zu. Pauli, is wahr, was i g'hört hab' vom Lehnl? Muckl schleicht sich davon.[82]

PAULI. Von wem hast du 'was g'hört?

LONI. G'rad vorhin vom Muckl.

PAULI. So, von dem! Und wie kommst denn nachher dazu, daß du mi fragst?

LONI. Du hast ihn ja g'fund'n, hat der Muckl g'sagt.

PAULI gedehnt. So – der Muckl hat's g'sagt.

LONI. Is denn net so?

PAULI. Ja – ja – es is schon so –

LONI. Aber i möcht' nur wiß'n, wie der Lehnl dazu kommt, daß ihm so 'was passirt?

PAULI. I denk' mir halt, er wird in aller Früh' aufg'stand'n sein, um dir an Busch'n Almenrausch z'brock'n, damit er dir gleich a Freud' mach'n könnt', wenn du aufwachst.

LONI. Der gute Mensch!

PAULI. Und da wird's halt noch a wenig finster g'wes'n sein – und ja – no, und da wird er halt g'fall'n sein.[83]

LONI. Aber wie kommst denn nachher du –

PAULI rasch unterbrechend. I war heut' in der Früh' schon amal da, um dir an Gruß ausz'richt'n vom Lehnl und dir z'sag'n, du sollst kein' Angst net hab'n und es wär' net so schlimm; hast es aber so nötig g'habt, daß du mir sag'n hast laß'n, du könnt'st dir net denk'n was i mit dir z'red'n hätt'! – Jetzt weißt es ja, wie's mit'm Lehnl steht. Wendet sich zum Gehen.

LONI. Aber wo hast ihn denn du g'fund'n?

PAULI. Wo i ihn g'fund'n hab'? – ja – sirt das is ja net so wichtig – und –


Quelle:
Ludwig Ganghofer und Hans Neuert: Der Herrgottschnitzer von Ammergau. Augsburg 21880, S. 80-84.
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