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DER UNTERGANG DER ROMANTISCHEN SONNE

[120] Wie schön ist doch die frisch erwachte sonne!

Mit flammenausbruch wünscht sie frohen tag.

Glückselig wer in liebe grüssen mag

Auch ihren untergang · ein traum an wonne!


Ich weiss noch ... alles: blumen quelle tal

Vor ihr erstanden wie ein herz das hämmert ..

Zum horizont! auf! eilen wir! es dämmert ·

Lasst uns noch haschen einen schiefen strahl!


Jedoch umsonst – die Göttin niedergleitet ·

Unwiderstehlich sich die nacht verbreitet

Schwarz feucht verhängnisvoll und schreckenreich.


Es scheint als ob ein grabhauch auf ihr laste

Und ängstlich stösst mein fuss an dem moraste

Versteckte kröten schnecken kalt und weich.

Quelle:
George, Stefan: Baudelaire. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 13/14, Berlin 1930, S. 120-121.
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