[Die steine die in meiner strasse staken]

[126] Die steine die in meiner strasse staken

Verschwanden alle in dem weichen schooss

Der in der ferne bis zum himmel schwillt

Die flocken weben noch am bleichen laken

Und jagt an meine wimper sie ein stoss

So zittert sie wie wenn die träne quillt


Die sterne – mich verwirrendes geleite –

Verschwimmen: schau ich führerlos hinan

Und lassen mich mit grauser nacht allein

Ich schrecke vor der ungeahnten weite

Ich möchte langsam auf dem weissen plan

Mir selber unbewusst gebettet sein


Doch wenn die wirbel mich zum abgrund trügen

Ihr todes-winde mich gelinde träft:

Ich suchte noch einmal nach tor und dach –

Wie leicht dass hinter jenen höhenzügen

Geborgen eine junge hoffnung schläft!

Beim ersten lauen hauche wird sie wach.


Quelle:
Stefan George: Das Jahr der Seele. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 4, Berlin 1928, S. 126.
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