II

[20] Hier prangt die fülle lacht der Ewigen milde

Arn frühlingsstrande ihrer wahl .. nur rauch

Des bergs verrät gewaltig innere feuer ..

Du zögling dieser erd – entflammt und hold –

Tritt vor der güldnen alter erzgebild

Des Himmelsboten angeflehte füsse

Und zeig dich ohne scham im ufertempel!

Was fragt und wünscht vor dir der sinn? er kniet ..

Und dennoch · wie der herr von tod und leben ·

Ziehst du die seele nach an feinem faden

Und schreckst mit langer schwarzer wimper wink

So oft du kommst ... Wie fahl ist dieser morgen!

Sind streifen in der wölbung leichtem blau?

Flecken von schwarz im tiefen fluten-blau?

Gefährlich grollen unterm orgelton?

Umweht ein flor von heimatlichem weh

Küsten der lust und des vergessens? Nie!

Noch blieb der selbe sonnen-prunk · der glanz

Der luft · des opfertages reine stille ..

Nur dass Du heute etwas trüber schautest

Entstellt das hohe gott-bewohnte meer.

Quelle:
Stefan George: Das Neue Reich. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 9, Berlin 1928, S. 20-21.
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Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 9: Das neue Reich