III

[21] Ersehnter kömmling der an unsrer tür

Oft uns zu kurzem gang im herbstwind lud

Dess fragend wort und sanft metallnes lachen

Trost war der winternacht .. der lang gehegt

Nun vor uns steht geschmeidig frank und schön ..

Auf der erblühten lippe heiliger ekel

Und liebliche begier des göttersohns!

Auch du bist unterm wellenlied geboren

Gesegneten gestades wo kein fron

Der emsigen not bedrückt und noch kein hauch

Der steten wollust lasse schlummer bringt.

Am weiss-umsäumten stufigen vorgebirg

Schaut durch des ölbaums silbriges gezack

Bewegte grüne flut und blankes segel

Und nachts am felsen dröhnt der ernste sang

Des ewigen triebs vereint der ewigen qual ..

Nachdem unwissend freuden du gespendet

Versippter uns durch der gemeinschaft brauch

Wirst bald du fahren · unsrer hut entzogen ·

Macht-rühmlicher! aus deinem edlen hafen

In welches neue land auf welch ein meer?

Quelle:
Stefan George: Das Neue Reich. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 9, Berlin 1928, S. 21-22.
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Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 9: Das neue Reich