DIE VERRUFUNG

[47] Geht ein weg noch hinter den weidenstümpfen

Wo die halme sich vor dem wetter ducken?

Führt dieser fluss dich nicht fort zu den giftigen sümpfen

Wo die grünlichen lichter zusammenzucken?


Schlangen erheben sich · ihre verderblichen schlünde

Recken entgegen die schnellen und glühenden zungen

– Reiter! lebe nur über der einen sünde –

Hasse den einen bis dein hass ihn bezwungen!


Nur der tote löst dich vom wilden drange

Bricht das grollen der erstickenden stimme

Kühlt den brand auf der verlezten wange ..

Rufe bis er hier vorüber schwimme!


Lippe bleich die keinen zwist mehr schaffe!

Arme schlaff die nie mehr schlagen mögen!

In dem busen noch die blanke waffe

Treibt er durch die hohlen brückenbögen ..

Quelle:
Stefan George: Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 5, Berlin 1932, S. 47-48.
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