STANDBILDER · DAS VIERTE

[59] Wenn heut sie naht mit würdig festem gange

Und strengem blick trifft sie nicht mehr enteiler –

Ihr ist nun auch im marmorbau ein pfeiler

Und beter beugen wir uns edlem zwange.


Denn früher schauderten wir ihr zu dienen

Gespielen! weisst du? Zweig von fremdem stamme

Du Kuss der dämmerung! du des morgens Flamme!

Sobald sie mit den starren kalten mienen


Die bucht betrat wo unsre reigen schwangen

So rafften wir soviel vom farbigen tande

Als lustverwöhnte arme nur umschlangen

Und stiessen ab vom heimgesuchten strande


Mit unsrern überquellend vollen kahne

Mit wimpel sang und klang mit frau und knabe

Aufs helle meer wo sich für unsre habe

Der weg zum nächsten frohen eiland bahne!

Quelle:
Stefan George: Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 5, Berlin 1932, S. 59-60.
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