DIE KINDHEIT DES HELDEN

[57] Gram dem spiel von freund und schwester

Sprengt er einsam über schluchten ·

Felsen-an die drohend wuchten

Hebt er aus der geier nester.


Nur ein schurz um brust und schenkel ·

Hoch das haupt vom wind umstrichen

Steht er da und spannt den sprenkel

Auf das tier das er umschlichen.


Ungelehrt erschallt sein klares

Singen durch die wüsteneien ·

Spielt zum jauchzen der schalmeien

Flattern seines hellen haares.


Schlafend trifft er ungeheuer ·

Kämpft von reichgeschirrtem pferde

Und den mund voll abenteuer

Kehrt er selten heim zum herde.[58]


Von dem bad in eisiger quelle

Von der rast in sonniger flur

Ist er ganz vom braun der felle ·

Nur sein aug ist von azur.


Männer die die schulter rücken

Hinter ihm · ihn schmähn und schelten

Werden einst vor seinen zelten

Sich in angst und ehrfurcht bücken


Zieht er siegend durch die länder ..

Zitternd wanken sie durch gleissen

Seiner waffen beuten pfänder ·

Sinken nieder ungeheissen –


Stirn und bart bestreut mit russ –

Vor den blicken die versengen ·

Flehn um gnade den Gestrengen ·

Lecken ihm den staub vom fuss.

Quelle:
Stefan George: Der siebente Ring. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 6 / 7, Berlin 1931, S. 57-59.
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Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 6/7: Der siebente Ring
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