[Du sagst dass fels und mauer freudig sich umwalden]

[75] Du sagst dass fels und mauer freudig sich umwalden

Und führst mich wie durch dumpfen trümmerfall.

Mir klingen sterbeglocken von den heitren halden ·

Du singst ein lied im blüten-überschwall.


Sie die nicht bleiben wollten und doch weinend schieden

Umschweben mich indess du lächelnd schaust ..

O kehren wir zurück da mir im mittagsieden

Vor der entfachten qual geständnis graust!


Schon schwindet mir die kraft im schweigen zu verbluten

Dass du zum heil dir · mir zum tod dich trogst ..

Ich will noch länger dankbar sein für die minuten

Wo du mir schön erschienst und mich bewogst ...


Lebwohl! du wirst nicht sehen wenn in schmerz und schwäche

Mein blick sich feucht geblendet senkt und schliesst

Und wenn die sonne hinter der entseelten fläche

Im stumpfen blau ihr tiefes gold vergiesst.

Quelle:
Stefan George: Der siebente Ring. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 6 / 7, Berlin 1931, S. 75-76.
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