FEST

[177] Wenn ihr die hüllen warft und die gewinde

Ums haupt euch schlanget und die fackeln rochen

Dann habt ihr mit des tages zwang gebrochen:

Nun seid ihr eines andren herrn gesinde.


Sobald das dunkel die gemächer spreitet ·

Farbige flammen schlagen aus den kesseln

Und hall von horn und pfeife eint und weitet:

Dann sprengt ihr eures eignen willens fesseln.


Dann schwillt das fest in rasendem getobe

Und in den brennenden und blutigen küssen

Wo alle sich in eins verl eren müssen ·

Voll eines atems bei des gottes probe.


Doch lockern sich die knäuel und die tänze ·

Befrein die glieder sich aus süsser pachtung:

Dann werden seufzer wach durch die umnachtung ·

Dann fallen tränen auf die welken kränze.

Quelle:
Stefan George: Der siebente Ring. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 6 / 7, Berlin 1931, S. 177-178.
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Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 6/7: Der siebente Ring
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