[Mein kind kam heim]

[163] Mein kind kam heim.

Ihm weht der seewind noch im haar ·

Noch wiegt sein tritt

Bestandne furcht und junge lust der fahrt.


Vom salzigen sprühn

Entflammt noch seiner wange brauner schmelz:

Frucht schnell gereift

In fremder sonnen wildem duft und brand.


Sein blick ist schwer

Schon vom geheimnis das ich niemals weiss

Und leicht umflort

Da er vom lenz in unsern winter traf.


So offen quoll

Die knospe auf dass ich fast scheu sie sah

Und mir verbot

Den mund der einen mund zum kuss schon kor.


Mein arm umschliesst

Was unbewegt von mir zu andrer welt

Erblüht und wuchs –

Mein eigentum und mir unendlich fern.

Quelle:
Stefan George: Der siebente Ring. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 6 / 7, Berlin 1931, S. 163-164.
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Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 6/7: Der siebente Ring
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