EMPFAENGNIS

[145] Da du erst verhundertfältigt

Meinen blick in jener stunde:

Hat dein sturm mich überwältigt.


Hilflos griff er den beschwornen ·

Wälzte ihn in finstre schrunde ·

Den zu andrem licht gebornen


Riss er dann auf hohe schroffen ..

Und mir war als ob er grade

Dein geheimnis leuchtend offen


Einzigmal nun in mich flösse:

Mich erglüht von deiner gnade

Mich zermalmt von deiner grösse ·[146]


Als ob fels und boden berste

Und versinke und gemahne

Jene stunde an die erste


Wo von dir geschreckt geblendet

Zuckend in dem freudigen wahne

Ich mich ganz an dich verschwendet.


Dass kein laut mehr in mir poche

Anders wie der dir gemässe:

Presse mich in deinem joche ·


Schliess mich ein in wolkigem bausche ·

Nimm und weih mich zum gefässe!

Fülle mich: ich lieg und lausche!

Quelle:
Stefan George: Der siebente Ring. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 6 / 7, Berlin 1931, S. 145-147.
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Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 6/7: Der siebente Ring
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