ROSEN

[140] Im weissen und glutblumigen gewoge ·

Von büschen weithinwallend höh und mulde ·

Fingst du dich – sangst du · kosend und dich pressend

Ins duftige dickicht .. du verloren ganz

In dieser rosenpracht. Am mittag fielen

Wechselnd an lust dir blätter auf den mund

Und schlafend spielten mit dir büschel garben

Wellen von rosen.


Dass dich der abend hier noch traf! du irrest

In dem gesträuch wo du dich nicht mehr kennst ·

Blind küssest du dich an den stacheln wund.

Nun sitze da – das haupt gesenkt und blutend.

Nun wirbeln reichlich von der nacht geregt

Die blüten .. mag ihr purpur niederfallen

Zu hüllen deine schmach! Nun lerne trauer

Und ernst von rosen.

Quelle:
Stefan George: Der siebente Ring. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 6 / 7, Berlin 1931, S. 140-141.
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Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 6/7: Der siebente Ring
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