DAS GEHEIMOPFER

[23] Versöhnt und erlöst

So brachen wir auf

Von sonniger flur ·

Von Memnon der hold ·

Von Mirra die blond

Zu bleiben uns lädt ·

Uns rührt nicht ihr glück ·

Wir hörten den ruf

Der dröhnend uns zieht

Zum tempel zum dienst

Des Schönen: des Höchsten und Grössten.[24]


Der nachtende hain

Verschliesst uns dem volk ·

Wir ehren es scheu ·

Wir sammeln den mohn ·

Den milchweissen stern

Zur zier des altars ·

Wir baden den leib

Am veilchengestad ·

Wir schüren den brand

Im hofe des heils

Und harren in zagendem sange.


Wenn edelster schmelz

Der jugend uns schmückt

Dann schmiedet uns fest

An säulen von erz

Der seher und hebt

Den schleier vom Gott ·

Wir beben und schaun

In sprühender kraft

In zehrendem schmerz

In glühendem rausch

Und sterben in ewigem sehnen.

Quelle:
Stefan George: Die Bücher der Hirten- und Preisgedichte, der Sagen und Sänge und der hängenden Gärten. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 3, Berlin 1930, S. 23-25.
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