DER AUSZUG DER ERSTLINGE

Uns traf das los: wir müssen schon ein neues heim

In fremdem feld uns suchen die wir kinder sind.

Ein efeuzweig vom feste steckt uns noch im haar ·

Die mutter hat uns auf der schwelle lang geküsst ·

Sie seufzte leis und unsre väter gingen mit

Geschlossnen munds bis an die marken · hingen dann

Zur trennung uns die feingeschnizten tafeln um

Aus tannenholz – wir werfen etliche davon

Wenn einer aus den lieben brüdern stirbt ins grab.

Wir schieden leicht · nicht eines hat von uns geweint ·

Denn was wir tun gereicht den unsrigen zum heil.

Wir wandten nur ein einzigmal den blick zurück

Und in das blau der fernen traten wir getrost.

Wir ziehen gern: ein schönes ziel ist uns gewiss

Wir ziehen froh: die götter ebnen uns die bahn.

Quelle:
Stefan George: Die Bücher der Hirten- und Preisgedichte, der Sagen und Sänge und der hängenden Gärten. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 3, Berlin 1930, S. 21-23.
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