AN PHAON

[37] Die ernte winkte · wenn die spitzen strahlen

Hinterm hügel sanft verschwammen

Ergingen wir uns an den schmalen flüssen ·

Schlanken bäumen deiner gegend ·

Im wettgespräch unsterbliche gesänge

Unsrer meister wiederholend.

Von ihren lauten eingewiegt und trunken

Blieben wir im abend stehn ·

Die gestern fremden mit verschlungnen armen.

Ueber uns verzogen federwolken

Hin und her bewegen sich die ähren

Die erst garben werden sollten ·

Die sich noch all der reichen körner freuten.

Stach uns auch verhohlen manchmal

Die furcht dass augenblicke wir genössen

Wie sie spät nicht wiederkämen:

Sie warfen milde schatten lang auf deine

Phaon! und auf meine wege.

Quelle:
Stefan George: Die Bücher der Hirten- und Preisgedichte, der Sagen und Sänge und der hängenden Gärten. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 3, Berlin 1930, S. 37-38.
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