EINLADUNG

[15] Lassen wir mauern und staub!

– Sprach ladend deine güte –

Fern wo leichter und freier

Sinn und odem sich glaubt

Begehen wir die blüten-

Die auferstehungsfeier.[16]


– Dankvoll rauhem getobe

Quälendem irren entflohn!

Wenn auch neu nur von oben

Einziger liebe lohe

Endliche rettung mir däuchte

Und dauernde leuchte.


Es war dein kindlich behagen

Gebunden an deiner seite

In frohsinn mich zu ertragen –

Ist nicht entzückend die weite

Nicht labend der morgenglanz

Auf weisser villen kranz?


Schau! bis hinan zum gipfel

Wo auf rissigem steine

Kleine kiefern wipfeln

Steigt der obstbäume bau ·

Drunten wellen scheinen

An blumenreicher au.[17]


Erklimmen im lauf wir den hügel!

Folge doch – höhnische rufe

Bis ich am ziele mich zeige –

Nun wieder abwärts ans ufer

Schnell! florprangende zweige

Leihen uns weisse flügel.


Rasten wir! nur eine weile!

Feucht ist das gras noch · in eile

Weiter arm in arm!

– Du hobst mir nagende plagen

Ob tiefer gefühle auch arm

In sieghaften mussetagen.

Quelle:
Stefan George: Hymnen, Pilgerfahrten, Algabal. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 2, Berlin 1928, S. 15-18.
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Hymnen: Pilgerfahrten ; Algabal (German Edition)