[Die märkte sind öder und saiten und singende schweigen]

[67] Die märkte sind öder und saiten und singende schweigen.

Wie hab ich heiss gespäht

In kirchen palästen bei festlichem spiel oder reigen

Und tränen ausgesät

Da sie mir stets entfloh!

Auch hier nicht! und doch ich kann mich genau noch entsinnen:

Wie winkten mir schon auf der wandrung so lang diese zinnen

Und so verheissungsfroh!


Ich muss aus der stätte wo keinerlei gnaden mir warden

Durch wüsten weiterfliehn ·

Hinan und hinunter verletzen mich härene karden

Und schwellende blätter wie schlangen am boden ziehn.


An dieser höhe saum

Entdeck ich auf ihrem haupt eine grünende insel ·

Da steht ein thujabaum ·

Gebüsche ranken am rande ·

Von droben wie aus der kindlichen meister pinsel

Erstrecken sich türme und brücken und städte und lande ·

Wie manches neue ziel!

Der abend in ockerfarbenem leuchten verfloss ·

Der kelch einer zeitlose duftete vor er sich schloss

Und weisses manna fiel.

Quelle:
Stefan George: Hymnen, Pilgerfahrten, Algabal. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 2, Berlin 1928, S. 67-68.
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Hymnen: Pilgerfahrten ; Algabal (German Edition)