MAHNUNG

[65] Du folgst der horde die dich tosend lud

Zum thron aus grellem gelbem seidenstoff

Und rohem gold das oft von blute troff

Inmitten trümmersee und flammensud.


Nun weihe jede lust und jeden mord!

Dein wille rasend wie der gischt am fels

Erfreut sich am verheererischen nord

Und spottet klarer luft und klaren quells.[66]


Vor deinen schuhen stammelt man den eid ·

Entführte weiber weinen ihren gram

Und eine · wirr im schrecken · ohne scham

Zerreisst vor deinem herrenblick ihr kleid.


Wie feile kiese bieten sich dir dar

Koralle perle demant und smaragd ·

Die priesterin in züchtigem talar

Verneigt sich grüssend: siehe deine magd.


Und einsam gibst du dir ein wildes spiel:

Wann sich dein haar in niedrer lache nässt ·

Dein stolz mit wonne in die furchen fiel

Die der gemeinen tiere klaue lässt ..


War so denn wirklich dein erstritten land?

O überhöre jenen lockungschrei

Und sag nicht dass dein leid dein führer sei

Und wechsel nicht ein würdiges gewand.

Quelle:
Stefan George: Hymnen, Pilgerfahrten, Algabal. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 2, Berlin 1928, S. 65-67.
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Sämtliche Werke in 18 Bänden. Bd. 2: Hymnen. Pilgerfahrten. Algabal.
Hymnen: Pilgerfahrten ; Algabal (German Edition)