XCVII

[103] Gleich einem winter war mir meine ferne

Von dir · entzücken du vom flüchtigen jahr!

Wie fühlt ich frost! verdunkelt sahn die sterne ·

Und überall dezember alt und bar!


Doch waren sommers zeiten die entlegnen:

Der trächtige herbst · mit reicher schwellung gross ·

Trug von dem sommer her das üppige segnen

Wie nach des gatten tod der witwe schoss.


Doch dieser volle ausbruch deuchte mir

Hoffnung von waisen · vaterlose frucht –

Denn sommer und sein reichtum warten dir

Und vögel werden stumm bei deiner flucht.


Doch wenn sie singen ist so trüb der laut

Dass bleich das laub wird dem vorm winter graut.[103]


Quelle:
George, Stefan: Shakespeare. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 12, Berlin 1931, S. 103-104.
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