II
NACH DEM BEGRÄBNIS

[91] So bist du geschieden · pauvre Lelian · und liessest

Uns treue hüter deines barmherzigen liedes

Das wirken wird so lang im menschlichen geist

Als unser planet das antlitz der sonne umkreist.


Nachdem sie beturbant dich mit dem weissen lein

Und dich verschlossen in schmucklosen fichtenschrein

Und dich überschüttet mit erde – erdengeschicke –

Wird sich deiner züge deutliche prägung verwischen.


Doch ich werde oft dich noch sehn in der dunkelheit

Wenn regen von den verhüllten gestirnen speit –

Dein sagenhaft haupt in deinem mantel verborgen


Auf Sankt Genovevens lateinischer höhe –

Ich stehe und schaue erfasst von unheimlicher macht

Und zwölfmal schlagen die glocken der mitternacht.

Quelle:
George, Stefan: Zeitgenössische Dichter. Übertragungen, Zweiter Teil, Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 16, Berlin 1929, S. 91-92.
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