Wiegenlied

[280] Ich wieg' an meiner Brust dich ein;

Nicht wahr, da ruht sich's gut?

Frag' nur den Vater, der allein

Hat sonst daran geruht.

Ein Domherrnleben führest du,

Denn trinkend schläfst du ein.

Doch trinke du nur immer zu,

Denn alles ist ja dein.

Fort, Fliege! Stehlen willst du Dieb,

Was meinem Karl gehört?

Nein! jedes Tröpfchen ist ihm lieb,

Drum laß es unversehrt.[281]

Flieg' hin zum Vater! Trinke Wein,

Wie Wasser trinkt der Fisch,

Auch lad' ich selbst dich hiermit ein

An meinen Kaffeetisch.

Doch weckst du mir den Jungen auf,

(Jetzt eben schläft er ein!)

So mache dich gefaßt darauf:

Die Klappe wartet dein.

Quelle:
Leopold Friedrich Günther von Goeckingk: Gedichte. Teil 1–4, Teil 4, Frankfurt a.M. 1821, S. 280-282.
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