März.

[58] 1. Früh den vierten Gesang in Ordnung gebracht und zum Abschreiben gegeben. Sodann den Froschmäusler gelesen, ferner verschiedenes die Insecten betr. Nachmittags mit Göttling chemische Versuche über die Insecten. Abends die beyden v. Humboldt.

2. Aus der Mitte des sechsten Gesangs. An den vorhergehenden corrigirt. Verschiedne Briefe dictirt. Veits Dissertation gelesen.

3. Der Anfang des sechsten Gesangs; nach Tische Veit. Abend Bergrath von Humboldt Vortrag über das galvanische Fluidum.

4. Früh am sechsten Gesang. Dann v. Humboldt, gegen Mittag mit ihm spatzieren gefahren. Nachmittag Legations Rath v. Humboldt. Rath Schlegel. Bücher aus der Riesischen Auction angekommen.

5. Früh am sechsten Gesang, nachher Bergrath von Humboldt. Fortsetzung über den Galvanismus.[58] Mittag zu Schiller. Auch den Nachmittag daselbst. Abends zu Hause.

6. Früh Bergrath v. Humboldt. Fortsetzung des Galvanismus, vorher sein Bruder, Bemerkungen zu den zwei ersten Gesängen durchgegangen, dann mit jenem spatzieren gefahren. Verschiednes über Scherer, Lichtenberg, Delück und andere.

7. Abends kam der Herzog.

8. War der Herzog den Tag über in Jena. Bergr. v. Humboldt machte verschiedne Versuche. Zu Tafel waren außer den Humboldtischen Brüdern v. Milckau, Loder, Stark, Büttner. Abends gegen 6 Uhr ritt der Herzog fort. Abends zu Schiller über die Wirkung des Verstandes und der Natur bey der Handlung der Menschen, besonders derer, die sich für frey erklären.

9. Früh am Gedichte corrigirt, dann Anatomie der Frösche. Mittags zu Hause, dann spatzieren, darauf zu Schiller, über dramatische Arbeiten besonders über die Comödien. Bey Justiz Rath Hufeland zu Tische, wo Küstner von Leipzig und Hüttner waren.

10. Früh am Gedichte corrigirt und abgeschrieben, dann mit Götzen auf der Oberaue. Das Wetter war schön, aber der Wind sehr kalt und lebhaft; Mittag bey Schiller. Liebe um Liebe von Wieland. Abends den Froschmäusler.

11. Den ganzen Tag zu Hause, viel am Gedichte[59] arrangirt und corrigirt. Nach Tische Bergrath v. Humboldt, hauptsächlich wegen Scherers Angelegenheit, dann über die Bildung und das Streichen der Gebürge. Abends bey Schiller wo auch Humboldts hinkamen.

12. Früh zu Hause, am Gedichte corrigirt. Nach Tische spatzieren, der Wind ging sehr kalt. Zu Humboldts über Kosegarten, dann zu Schiller. Erzählung früherer Geschichten. Nach Tische Legations Rath Humboldt über Fichtens neue Darstellung der Wissenschaftslehre im philosophischen Journal.

13. Früh am Gedicht, dem Ende zugeruckt. Nachmittags Schlegels Griechen und Römer und Klopstocks Grammatische Gespräche. Abends zu Schiller, viel über epische Gegenstände und Vorsätze.

14. Früh Briefe nach Weimar. Mittags zu Hause. Abends zu Schiller, wo Legat. R. v. Humboldt war und Fichtens neue Darstellung der Wissenschaftslehre aus dem philosophischen Journal vorgelesen wurde.

15. Früh das Gedicht geendigt, spatzieren an die hohe Saale, das Wetter war sehr schön. Mittag zu Schiller, nachher an Klopstock und Schlegel weiter gelesen. Abends in den Clubb.

16. Früh am ersten Gesang corrigirt, dann mit Scherer viel über Chemie so wie über die Farbenerscheinungen.[60] Nach Tische Bergrath v. Humboldt, mit ihm über ähnliche Materien; dann zu Schiller, wo der Legations R. die neue Darstellung der Wissenschaftslehre weiter vorlas. Abends viel mit Schiller über die Tendenz zur Speculation. Auch über die Erfordernisse eines Gedichts Kunst, Natur und Geist.

Fourcroy philosophie chimique pag 16. en general les corps les plus colorès sont les meilleurs conducteurs. la cause de ce Phenomene est inconnue.

17. Früh nach Kötschau, daselbst zu Mittag gegessen, Abends um 5 Uhr wieder zurück. Zu Schiller, über die Rubriken der einzelnen Gesänge.

18. Früh in Schillers neuem Garten um die Einrichtungen zu überlegen; vorher den ersten und zweyten Gesang noch einmal durchgegangen. Körners Brief, verunglückter Vortrag, sowie auch Vorschlag der Einrichtung. Scherz über die Demüthigung und Anrufung des heil. Philippus Neri. Abends bey Loder mit D. Schleußner.

19. Früh am Gedicht corrigirt, dann Bergr. v Humboldt, weitere optische Deduction. Dazu Schlegel. Mittags bey Schiller. Nach Tische Leg. R. v. Humboldt und Prof. Niethammer; die Fichtische Theorie ward durchgesprochen. Abends im Clubb.

20. Am Gedicht corrigirt, besonders am 6ten Gesange. Sodann D. Scherer der die Phosphoren brachte.[61] Über Lichtenbergs Verhältniß zu de Luc und mehrere Göttingische Angelegenheiten. Weiter an dem Gedichte. Nach Tische Schlegels Griechen und Römer.

21. Früh den Schluß des letzten Gesangs. Anfang zur Abschrift der drey letzten Gesänge. Diese Nachmittags bey Schiller vorgelesen. Abends bey Loder zu Tische.

22. Früh corrigirt. Luise durchgesehen. Packet von Böttiger, dann spatzieren.

23. Früh den Äschylus. Sodann spatzieren. Neue Idee zu einem epischen Gedichte. Nachmittag zu Schiller, darüber gesprochen.

24. Früh Briefe nach Weimar. spatzieren, dann Fiorillos Geschichte der Kunst. Scherers Nachträge zu den Grundzügen.

25. Früh an den Farbentafeln. Zu Hause gegessen, dann bey Humboldts die letzte Hälfte des Gedichts gelesen. Dann zu Schiller über das Gedicht.

26. Früh verschiedene Briefe. Bote nach Weimar mit Geld.

27. Früh Chemisches, dann mit v. Humboldt und Scherer die optischen Versuche, die Übersetzung des Agamemnons durchgegangen in Schillers Garten. Dann zu ihm ins Haus, wo er viel über das Gedicht sprach. Abends bey Loder zu Tische, wo Humboldts waren und die Gespenstergeschichten durchgearbeitet wurden.[62]

28. Nach Tische Vorlesung des Jul. Cäsar von Schlegel bey Humboldts. Abends bey Justiz-Rath Hufeland zu Tische.

29. Früh spaziren, dann zu Hofrath Schütz, mit ihm über den Äschylus, Voßens Übersetzung der Eclogen, Eichstädt, Bibliothekanstalten. Mittags zu Schiller, wo Frau von Lengefeld und von Beulwitz waren.

Vor Tische waren Friedrich Schlegel und Leg. R. v. Humbold dagewesen. letzterer wegen des Äschylus.

Abends bey Loder mit Schütz Austern Collation, dann auf die Rose in den Clubb.

30. Früh eingepackt und verschiednes in Ordnung. Nach Tische bey Humbolds Abends bey Schiller gelesen. Nachts die Gesellschaft des Herrn v. Schockwitz.

31. zurück nach Weimar.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 2, S. 58-63.
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