Juni.

[202] 1. Anzeige von Howards Biographie. Maj. v. Knebel und Bernhard. Mittag für mich. Zu Knebel, mit ihm gegen Winzerle. Nachts Weller. Waren bey Döbereiner vorgefahren.

2. Abschrift von Howards Anzeige durch Compter. Nebenstehende Expeditionen: An Frau von Brösigke nach Marienbad, wegen Besorgung des Quartiers. An Doctor Sulpiz Boisserée, umständliche Antwort auf seinen Brief am 29. April. An meinen Sohn, wegen der Gartenmauer. An Rath Vulpius verschiedene autorisirte Quittungen zurück. An Secretär Kräuter, Register der Göttingischen Anzeigen von 22. – Geh. Kirchenrath Gabler. Sodann Bibliothekar Güldenapfel. Die Frau Großherzogin hatte die Jenaische Kirche besucht. Mittag für mich. Nach Tische Mantegna's Triumphzug behandelt. Zu Major v. Knebel, mit demselben gegen Winzerla. Abends das heutige Geschäft fortgesetzt, Briefe concipirt.

3. Mantegna fortgesetzt. Kam Oberbaudirector Coudray; fuhr mit demselben auf die Bibliothek, sodann in's Mühlthal bis an die Stelle der neuen Brücke. Zu Hause Revision des 23. Bogens zur Morphologie. Nach Tische mit Oberbaudirector Coudray auf der Bibliothek, mit ihm[202] die neue Chaussée gegen die Schnecke befahren und die eigentliche Richtung der Brücke beschlossen. Abends spät Dr. Weller.

4. Doctor Grießens Der Richter von Zalamea. Auf der Bibliothek, Beredung mit Meister Timmler und Nürnberger. Fortgesetzte Lectüre Calderons und Betrachtungen. Nach Tische Nachricht von dem eintretenden Hinderniß auf der Bibliothek. Dasselbige beaugenscheinigt und mit Maurer und Schmied besprochen. Zu Hause Calderons Die Dame Kobold, übersetzt von Gries. Abends zu Major von Knebel, mit demselben bis gegen Winzerla. – An meinen Sohn, verschiedene Notizen. Rath Vulpius wegen der Münzen für Ungarn. Dr. Körte, Aushängebogen wegen des Urstiers (ging erst den 4. ab).

5. Kommt von Weimar eine Sendung englischer Bücher und diplomatische Berichte von Berlin und Wien. The World in miniature. Hindostan, 3 Bände. Bey Frommanns zu Tische; waren Frau Schopenhauer und Professor Kolbe angekommen. Gegen Abend Major von Knebel; mit demselben gegen Zwätzen gefahren. Befand mich nicht sonderlich, auch Nachts nicht. – Geh. Rath von Willemer, Aus meinem Leben, 2. Abtheilung 5. Theil.

6. Kam früh Hofmedicus Rehbein aus eignem Antrieb, welches mir sehr wohl gedieh. Er[203] fuhr darauf nach Dornburg. Beschäftigte mich mit Vorbereitungen, auch politischer Lectüre; enthielt mich des Mittagessens. Um 3 Uhr mit Compter einiges Geschäft fortgefahren. Blieb für mich und dachte den verschiedenen Zuständen nach. Spät kam Rehbein von Dornburg; es war beschlossen nach Weimar zu gehen. Ethnographisches Archiv und andere Bransche Journale.

7. Lieutenant ...... von Odense, die Posseltische Familie besuchend. Vorbereitungen zur Abreise. Besuchte mich Herr Bran; Kenilworth zurückbringend. Um 4 Uhr auf die Bibliothek. Abgefahren um 5 Uhr. Abgestiegen bey Frau von Stein; wohin die beyden Frauenzimmer kamen. Fand alles wohl. Auch Neffe Nicolovius war noch da. Abends Hofrath Rehbein.

8. Concepte von Briefen und Munda. Damit den ganzen Morgen zugebracht. Studirte in Roscoe. Ferner Fausts englische Übersetzung. Mittag zu fünfen. Gegen Abend Hofrath Meyer. Fuhr spazieren mit demselben um's Webicht. Canzler von Müller, von Wettin und Halle erzählend. Nach der Comödie die Kinder. Später noch mit meinem Sohn Oeconomica etc.

9. Briefe concipirt, damit den ganzen Morgen beschäftigt. Mittag zu fünfen. Nach Tische mit August manches durchgesprochen. Abends mit Professor Riemer verschiedene Aufsätze durchzugehen.[204] Hofrath Meyer nahm Abschied. Professor Riemer und Rehbein blieben zu Tische.

10. Briefe concipirt und mundirt: Herrn Grafen Reinhard nach Frankfurt a. M. Herrn Major von Luck nach Münster. Herrn Hinrichs nach Heidelberg. – Rath Vulpius, referirend über die Angelegenheiten des Münzcabinets, auch eigene besprechend. Mittag zu vieren. Gegen Abend Frau Hofrath Schopenhauer und Adele, Frau von Mandelsloh und Staff. Hofrath Rehbein inoculirte Wolfen. Gräfin Julie besuchte mich wegen Kunstangelegenheiten. Nachts mit den Wolkenzeichnungen beschäftigt.

11. Briefe concipirt und mundirt. Einiges eingepackt für die nächsten Posttage. Mittag zu fünfen. Die Wolkenbildungen geordnet und auf egales Papier gezogen. Canzler von Müller im Garten. Mit meinem Sohn über maurerische Verhältnisse.

12. Nebenstehende Expeditionen: Herrn Bergrath Lenz, mit den Medaillen für Zipfer. Herrn Dr. Gries, Dank für Calderon. Beydes an Färber durch die Boten. Herrn Geh. Ober-Regierungsrath Schultz nach Berlin. Herrn von Budberg nach Mannheim. Herrn Professor Brockmüller nach Schloß Hasenpoth in Curland. Herrn Professor Posselt, zwey Bände von Howard Klima von London, nach[205] Jena. An Wesselhöft, an Färber durch einen bezahlten Boten. – Mittag Professor Riemer und Frau, auch Maler Kolbe bey Tisch. Kupfer angesehen. Sodann für mich die Wolkenzeichnungen sämmtlich in Ordnung gebracht. Abends für mich. Zeitungen und sonstiges Historisches. Nahm Ferdinand Nicolovius Abschied. War zu Adelens Geburtstagfest in Belvedere gewesen.

13. Kamen von Jena das Bücherkistchen und 16 Exemplare Morphologie Druckpapier. Verschiedene Expeditionen für die nächsten Posttage. Mit Oberbaudirector Coudray in's Jägerhaus. Die Zimmer des neu anzulegenden Museums besehen. Mittag derselbe zu Tische. Gegen Abend Sendung von Ruckstuhl. Fräulein Adele Schopenhauer. Gräfin Julie Egloffstein; hauptsächlich der Wolkenbildung wegen. Abends mit den Kindern. – Herrn Leopold von Henning nach Berlin.

14. Nebenstehende und mehrere Expeditionen für die nächsten Posttage: Herrn Hofrath Meyer nach Wiesbaden. Herrn Professor Schelver nach Heidelberg. Herrn Professor Wilbrand nach Gießen. – Sonstige Vorbereitungen zur Abreise. Vorher Canzler von Müller wegen Veränderung am Porträt. Herr Frommann die Nachricht von dem Unfall seiner Gattin. Mittag zu vieren. Maler Kolbe einige Veränderungen am Porträt zeichnend; das Porträt Serenissimi[206] überbringend. War Ihro Königliche Hoheit die Frau Großherzogin von Dornburg angekommen. Abends Professor Riemer, Verabredung und mannigfaltige Unterhaltung.

15. Expeditionen für morgen. Sonstige Vorbereitungen zur Abreise. J. K. H. der Frau Großherzogin aufgewartet. Fortgesetztes Ordnen und Einpacken. Abends OBDr. Coudray, Canzler von Müller.

16.

Von Weimar3 3/4.

In Jena7.

In Rothenstein angehalten9.

In Kahla um11.

In Pösneck4.

Rothenstein Regen, ganz streifig bedeckter Himmel. Donner von Thüringer Wald her. Im Orlathal hatte es starck geregnet. Steigen des Thals, die Masse des Sandsteins hinauf. Merckwürdig Getreibe alter Fluten zwischen zwey Formationen. – Herrn Leopold von Henning, eingeschlossen 5 Exemplare Morphologie, eins an Schultz, eins Seebeck, eins Hegel, eins Nicolovius, eins von Henning, Berlin. Herrn Grafen Reinhard, 1 Exemplar Morphologie, 1 dito vom Feldzug 92, Frankfurt a. M. Herrn Dr. Körte, 1 Heft Morphologie nach Halberstadt. Herrn Präsident Nees von Esenbeck deßgleichen, Bonn. Herrn Professor d'Alton deß gleichen dahin. Herrn Dr. Carus deßgleichen nach Dresden. Herrn Professor[207] Ruckstuhl nach Coblenz. Herrn Rentamtmann Mahr nach Ilmenau. Herrn Bernhard Dumont nach Frankfurt. Herrn Dr. Weller, verschiedenes in Jena.

17.

Von Pösneck ab4 3/4.

In Hermannsdorf7.

Schleitz um10 1/2.

Ab von da1.

Gefell3 1/2.

Hof7.

Das zunächst Bevorstehende durchgedacht und in die Schreibtafel notirt.

18.

Von Hof ab5 1/4.

In Rehau7 3/4.

In Asch10 1/2.

Ab2.

Franzenbrunn4 1/2.

Eger5 1/2.

Gedicht für Lenzens Jubiläum. Vollkommen heitrer Himmel. Cirrhus, sogenannte Windbäume von größter Leichtigkeit, Ausdehnung und Mannigfaltigkeit.

19. Ausgeruht. Einiges expedirt: An meinen Sohn nach Weimar durch den Kutscher. An Polizeyrath Grüner durch denselben. Gesuch an die Polizey wegen des Weines. – Auf der Schreibtafel die bisherigen Notamina ausgeschrieben, auch das Gedicht für Lenz mundirt. Mit Herrn[208] Polizeirath Grüner; fossiler Elephanten-Zahn eigner Art, auf den Mammuth hindeutend. Dessen Werck über die Sitten des Egraner Volcks mit schönen Zeichnungen. Gegen Dreye ab. Früh war Huß bey mir gewesen. Lange Unterhaltung, meist historisch. Völlig klarer Himmel. Bey'm herrlichsten Sonnenuntergang und frischem Nordwind angekommen und eingezogen.

20. Wolckenwand in Süden sich über den ganzen Himmel verbreitend. Die einzelnen Notamina von gestern in Ordnung der Materien geschrieben. Gabriele angefangen. Mittags am Familientische. Auf der Terasse. Über Bau-Bedencklichkeiten in diesem Clima. Abends am Brunnen. Gabriele.

21. Gabriele geendigt. Gedancken darüber. Zur Bade- Anstalt und ihren neuen Einrichtungen. Einiges Geologische. Civil-Polizeykommissär. ...... Inspector Gradl, dem ich die Bücher Morphologie pp. für Zauper einhändigte. Nach dem Tempelchen. Entoptischer Versuch. Das weiße Kreuz über den ganzen Himmel. Das Schwarze gegen die Sonne zu konnte nicht gewähr werden. Graf Yermaloff kehrte ein. Am Familien-Tische. Die mitgebrachten Varia durchgegangen. Am Brunnen. Durchaus heller doch kühler Tag. Anfang der geologischen Sammlung der Gegend.[209]

22. An den Notaten geschrieben und geordnet. Mit Dr. Scheu Unterhaltung auf dem Spaziergang. Für mich zur Mühle. Stadelmann klopfte Gestein. Zusammenkunft mit dem Pfr. ...... aus Plauen. Zu Tische, war die Zahl der Gäste gewachsen. Sodann Griechische Balladen. Gebet des Paria u.s.w. Abends am Brunnen, sodann mit Fürst Khevenhüller und Major von Wartenberg vor dem Hause auf und ab. Stadelmann hatte viel Steine zusammengetragen.

23. Getruncken, gebadet. Herrn von Helldorfs Angelegenheit beseitigt. Mundum der Griechischen Ballade. Müller, Arzt, begleitend Grafen Yermaloff. Mittag an der Familien-Tafel. Verzeichniß der 1621 nach der Schlacht vom weißen Berge Hingerichteten. Verschiednes über Gabriele. Abend auf die Krugfabrik gefahren. Sodann mit Fürst Khevenhüller und Obrist von Wartenberg am Brunnen, mit Frau von Brösigke vor der Thüre; herrlicher warmer Abend. Frau von Tölpe. Geschichte des Carlsbader Unheils vor einem Jahre. Neugriechisches. Brief von August, Bestellung wegen des Weins, durch Gradl.

24. Nebenstehendes: Herrn Grafen von Sternberg nach Prag. Museums-Schreiber nach Jena. – Steinsammlung fortgesetzt. Gabriele. Wolckenbeobachtung, spazierend. Zu Tische Graf Gorcey gegenwärtig. Major von Wartenberg Schlacht[210] von Jena, der er beygewohnt. Graf Klebelsberg Geburtstag. Dresdner Ankömmlinge. Geschichte des Thüringer Löwenklau.

25. Früh aufgestanden, an den Brunnen. Zu Hause Notirtes redigirt. Streifregen. An der Haus-Tafel. Stadelmann holte fehlende Gebirgsarten. Abends bey der Gesellschaft. Wiederholung Eschwegischer Geschichten. Bis halb eilf.

26. Getruncken, gebadet. Einiges notirt. Visiten bey Fürst Khevenhüller, Dr. Heidler, v. Helldorf. Kam Fürst Khevenhüller zu mir. Stadelmann hatte manches fehlende Exemplar beygebracht. Zu Tische. Neue Gäste. Mit v. Brösigke im Hofe, wegen der Quellen, die Anliegenheit für mich; Abends bey der Gesellschaft, die zum Balle beysammen blieb. Herr v. Buch am Brunnen.

27. Zeitig aufgestanden nicht getruncken. Um acht Uhr abgefahren nach Königs-Wart. Um 10 Uhr angelangt, im Bären abgestiegen. Bekanntschaft mit Dr. Köhler. Führte mich derselbe zu den neugefaßten Mineral-Quellen über dem Orte. Zinngrube in der Nähe. Ein Stück Zwitter erhielt ich. Der Hinweg war über die alte Schanze genommen, der Rückweg über Alt-Wasser, wo die Chaussée durchgeht. Am Brunnen. Vor dem Hause mit Mehreren.

28. Vorige Woche bezahlt. Heidlers Marienbad. Stadelmann brachte merckwürdige Gangarten, Übergänge pp. Mittag zu Tafel. Donner von[211] ferne, weniger Sprühregen. Hörte schon gegen vier Uhr auf. Brief an meinen Sohn. Am Brunnen, mit Major v. Wartenberg. Abends vor der Thüre. Frau v. Firks. Erkundigung wegen des erbgroßherzoglichen Hofs. Antrag von Frau von Brösigke. Der Wein war angekommen.

29. Getruncken. Gebadet. Einiges in Schriften geordnet und abgeschrieben. Catalog der Marienbader Mineralien angefangen. Inspector Gradl. Anfrage wegen Besuchs in Töpel, wegen des Großherzogs von Weimar Hoheit. Bey Tische. Nachher lustige Geschichten Fürst Khevenhüller. Tiberius pp., ich lasse fahren! Großes Lachen. Für mich. Bedencken des Nächsten. Am Brunnen mit Fürst Khevenhüller. Jugend und Reisegeschichten, Tagebuch Seit seinem 10. Jahr. Vor dem Hause große Zusammenkunft. – Gute Nacht! – Hatte wenig geregnet, der Himmel blieb bedeckt. Kam noch spät die Rolle von Posselt.

30. Geologie, Polizeyrath Grüner unerwartet. Den Carlsbader Wein bringend, auch seine Arbeiten über den Eger Kreis. Präfeckt ...... und Prof. Zauper von Pilsen. Zusammen spazieren. Mittag Polizeirath Grüner zu Tafel. Unterhaltung mit ihm und beyden Pilsnern. Er fuhr ab. Mit jenen am Brunnen. Abends mit der Gesellschaft. Verschiednes Technische besprochen.[212]


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 8, S. 202-213.
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