September.

[132] 1. Nahmen den Bericht an das Landschaftscollegium wieder vor. Ich übersah die angenehmen Geburtstagsgeschenke. Eröffnete die vielen Briefe und Packete, die inzwischen angekommen. Mittag Ottilie. Mancherley Zustände der Gegenwart und Vergangenheit erzählend und vorrufend. Herr Geh. Rath von Müller war abgereist. Dr. Eckermann und Professor Riemer besuchten mich. Abends Ottilie. Las die Festgedichte und Reden. Erzählte die Vorkommnisse. Die Kinder wiederholten ihre Reiseabenteuer.

2. Die Munda der Tabellen zum Etat fortgesetzt. Anderes Oberaufsichtliche. Nach 12 Uhr Frau Großherzogin und Mademoiselle Mazelet. Mittag mit Dr. Eckermann. Zunächst zu fördernde Arbeiten durchgesprochen. Nachher Oberbaudirector Coudray. Abends Professor Riemer, welcher manches von Berlin zu erzählen hatte.[132]

3. Nebenstehendes abgeschlossen und abgesendet: Communicat an das Landschaftscollegium. – Im Oberaufsichtlichen fortgefahren. Briefconcepte. Collegienrath von Otto, wegen der Freyberger Mineraliensammlung. Von Conta einige Mineralien von seiner Reise in's Voigtland vorlegend. Mittags mit Hofrath Vogel. Sodann Hofrath Meyer; demselben die angenehmen Sendungen von Rösel vorzeigend. Fräulein Ulrike, bißherige frauenzimmerliche Vorkommnisse. Ihro Königliche Hoheit der Herr Großherzog. Abends Ottilie über das Chaos gesprochen. Einsendungen dazu, Vorrath, Bedenklichkeiten.

4. Nebenstehendes expedirt: Eingegangene Bücher im August, an Ihro Kaiserliche Hoheit das Verzeichniß. Schreiben an die Frankfurter Gönner und Freunde durch Einschluß an Geh. Rath von Müller nach Frankfurt a. M. Herrn Professor Zelter nach Berlin. -Mit diesen Expeditionen den Vormittag beschäftigt. Um 12 Uhr Herr Alexander Koscheleff. Mittags Professor Riemer. Demselben manches bißher Eingekommene vorgezeigt und durchgesprochen. Dr. Eckermann, der sich von seiner Liebhaberey zu den Vögeln losgesagt hatte. Abends Frau von Savigny, von Bardeleben, Jenny von Pappenheim, Sohn von Frau von Savigny, ein junger Guaita. Ein Engländer Goff bey meiner[133] Tochter zum Thee. Ich war ein Stündchen oben.

5. Concepte von Briefen. Ordnung in manchen Dingen. Vorbereitung auf's Nächste. Um 12 Uhr Serenissimus. Manches besprochen. Gestern hatten mir die Weimarischen Blumenfreunde ein Erodium gruinum in besonderm interessantem Blüthen- und Fruchtstande zugesendet. Mittag Dr. Eckermann. Nach Tische mit Wölfchens Kupfersammlung beschäftigt. War angekommen Neue Costüme der Berliner Theater, 23. Heft von Graf Brühl. Rapport sur les épopées françaises du XII. siècle. Mit beyden bis gegen Abend beschäftigt. Oberlandjägermeister von Fritsch, hatte sich windende Floßscheite geschickt. Abends Ottilie. Einiges in Herzogs altdeutschen Dichtungen.

6. Nebenstehendes ausgefertigt: An Herrn Generalconsul Küstner nach Leipzig. Herrn Dr. Göttling nach Jena. – Anderes für morgen und zunächst vorbereitet, dictirt und mundirt. Um 12 Uhr Herr von Groß, die ergänzte Carlsbader Sammlung in Empfang nehmend. Mittag Dr. Eckermann. Gegen Abend mit Ottilien eine Stunde spazieren gefahren. Nachher Herr Oberbaudirector Coudray.

7. Nebenstehendes ausgefertigt: An Hofrath Bachmann, Revision des Diploms und Zwey Buch[134] Papier dazu. An Färber autorisirte Zettel. An Grafen Reinhard in Dresden. An Hofrath Winkler, dahin. An Dr. Herzog, den französischen Aufsatz über die alten Heldengedichte. An Hofrath Winkler 250 Thlr. Sächs., Dresden. – Anderes vorbereitet. Um 12 Uhr Herr Staatsminister von Fritsch. Nachher in den untern Garten gefahren. Speiste daselbst allein. Las im 1. Bande meiner Biographie. Ordnete einiges an. Zurück um 6 Uhr. Oberbaudirector Coudray. Später Ottilie.

8. Briefe concipirt und mundirt. Gruithuisens Analecten. Um 11 Uhr der junge Graf Reinhard und Frau. Um 12 Uhr Kaiserliche Hoheit und Demoiselle Mazelet. Capellmeister Chelard und Baumgärtner von Genf, der deutschen Sprache wegen sich hier aufhaltend. Zu Tische Dr. Weller. Jenaische Verhältnisse. Lebhafter Partheysinn. Nach Tische mit Wolf in den untern Garten. Die wenigen Erdarbeiten betrachtet. Abends Ottilie. Sie las den 1. Band meiner Biographie hinaus.

9. Das Dringende fortgesetzt. Ein sogenannter armenischer Pfaffe. Mittag Dr. Eckermann. Nach Tische spazieren gefahren und nachdenkend. Abends Oberbaudirector Coudray. Dann Professor Riemer. Abends Ottilie, den ersten Band meiner Biographie hinauslesend.[135]

10. Concepte und Munda. Nebenstehendes deßhalb: Herrn Professor Zelter, Übersetzung aus Longhi, Berlin. Dr. Sulpiz Boisserée, München. Felix Mendelssohn dahin. Frau von Münchhausen nach Herrengosserstedt. – Regime der Untersuchungen wegen des von Voigtischen Münzkabinetts. Rückcommunicat an das Landschaftscollegium. Schreiben an Herrn von Quandt. Um 1 Uhr mit Ottilien spazieren gefahren. Mittag dieselbe und Hofrath Vogel. Nach Tische Hofrath Meyer, welcher die Zeichnungen nach Faust des jungen Nehrlich in Carlsruhe durchsah. Anmeldung von Herrn von Münchhausen von Herrengosserstedt. Agenda notirt und vorbereitet. Abends las Ottilie im 2. Theil meiner Biographie.

11. Concepte und Munda. Vorarbeiten auf's Nächste. Um 10 Uhr Herr und Frau von Münchhausen zum Frühstück. Zum Mittagessen Frau von Pogwisch, Fräulein Ulrike, Ottilie und Dr. Eckermann. Gegen Abend Oberbaudirector Coudray, von dem Wegebau und dem Bau im Schloß Nachricht gebend. Auch von der Brauchbarkeit des angestellten gereisten Hütters. Spät Ottilie von Belvedere kommend, den Hofzustand schildernd, mit Neigung, wie ich's liebe. Die Kinder schlossen nach ihrer Art den Abend.

12. Briefconcepte. Oberaufsichtliches. Nebenstehendes: [136] An das Großherzogliche Landschaftscollegium. – Um 1 Uhr Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. Nachher Demoiselle Seidler von Dresden zurückkehrend. Mittag Dr. Eckermann. Ich beschäftigte mich mit Betrachtung der von Börner aus Leipzig gesendeten Kupfer. Um 7 Uhr Ottilie. Die Nachricht von der verlernen Sache der Polen machte große Sensation. Sie las im 2. Bande meiner Biographie.

13. Nebenstehendes ausgefertigt: Herrn von Quandt nach Dresden. Herrn Hofrath Rochlitz, Leipzig. Herrn Hofrath Meyer, Belvedere, inliegend unterthänigster Vortrag an die Frau Großherzogin. – Professor Stickel aus Jena besuchte mich. Brachte manches Erfreuliche vom Orient her zur Erinnerung. Ich fuhr fort, die Börnerischen Kupfer mit Aufmerksamkeit durchzusehen. Mittag Dr. Eckermann. Nach Tische die Börnerischen Kupfer, den Füeßli dabey zu Rathe gezogen. Abends Professor Riemer. Wir fingen an, den 4. Band der Biographie wieder durchzugehen.

14. Im Geschäft von gestern Abend fortgefahren. Für die nächsten Sitzungen einiges vorbereitet. Um 9 Uhr in's Jägerhaus zur Ausstellung. Auch die neue Gliederfigur und das sonstige Museum in Augenschein zu nehmen. Nebenstehendes: [137] Dr. Weller, autorisirte Quittungen zurück. Herrn Professor Dr. Göttling, Jena. An den Rentamtmann Steinert, daselbst. Herrn Graf Henckel nach Merseburg. Herrn Geh. Rath Schweitzer, mit einem Fascikel Acten das von Voigtische Münzkabinett betreffend. – Mittag Dr. Eckermann. War seine bevorstehende Veränderung zur Sprache gekommen. Ich nahm den 4. Band meiner Biographie wieder vor. Im Einzelnen und Ganzen einiges zu bewirken und zu leisten. Abends beyfällige Resolution Ihro Kaiserlichen Hoheit wegen der Seidlerischen Beyhülfe. Ottilie kam aus der Oper: Der Barbier von Sevilla. Las einiges vor. Sprach die Tagesangelegenheiten durch. Später die Kinder, gleichfalls aus der Oper kommend. Da denn der Münchner Tenorist Bayer günstig beurtheilt wurde.

15. Nebenstehendes: Erlaß an Louise Seidler, wegen der Gliederfigur; zwey Quittungen, jede zu 25 Thlr. Sächs. als Beytrag zu ihrer Dresdener Reise. – John überzog die Bleystiftcorrecturen mit rother Tinte. Ich wirkte einiges auf den 4. Theil. Wölfchen zeigte sich besonders thätig, geistreich und aufmerksam. Mittags Ottilie. Ich fuhr fort mich in's Jahr 1775 zu versetzen und den 4. Band auszustatten. Um 12 Uhr Ihro Kaiserliche Hoheit und Mademoiselle[138] Mazelet. Die nächsten großen Ereignisse besprochen. Blieb nach Tische für mich und suchte gar manches in Ordnung zu bringen. Abends Ottilie vorlesend.

16. Nebenstehendes: Zwey Interimsquittungen an neue Actionärs. – NB. Gestern Nachmittag war Demoiselle Seidler gekommen, für die verwilligte Beyhülfe zu danken und über manche Vorsätze zu sprechen. Ich sagte ihr aufrichtig meine Meynung, inwiefern es fruchtet, wollen wir abwarten. An dem Jahre 1775 redigirt. Anderes beseitigt und vervollständigt. Höchst interessantes Tagebuch des Herrn von Müller. Ich behielt das Nothwendigste immer im Auge. Die englische Familie Simson nach 12 Uhr. Mittag Dr. Eckermann. Sehr erfreulicher Brief von Herrn Schultz vor seiner Abreise von Wetzlar. Gegen Abend Professor Riemer. Ging mit ihm einige Einschaltungen vom Jahr 1775 durch. Die englische Familie war bey meiner Schwiegertochter zum Thee.

17. Concepte und Munda. Nebenstehendes ausgefertigt: An Graf Henckel ging die Metamorphose heute erst fort. Professor Zelter, Berlin. Professor Bachmann, vier Diplome ausgefertigt. – Anderes concipirt. Übersicht des Mannichfaltigen. Herr .... von Stettin aus dem südlichen Deutschland zurückkehrend. Mittag[139] Hofrath Vogel, Relation seiner Expedition nach Jena in oberaufsichtlichen Angelegenheiten. Das Nothwendigste vorschiebend. Abends Ottilie. Gegen Abend war Geh. Rath von Walther angekommen, hatte Ihro Majestät die Königin von Bayern angemeldet, welche auch bald darauf mit ihrem zweyten Prinzen, unserm Großherzog und beyderseitigen Umgebungen eintraf. Schillers Zustände und mein Verhältniß zu ihm dienten zu bedeutender Unterhaltung.

18. Nebenstehendes ausgefertigt: Herrn Geh. Oberregierungsrath Schultz nach Bonn. An Rentamtmann Steinert nach Jena, Verordnung. – Anderes geordnet und eingeleitet. Geh. Hofrath Helbig, eine Mayländische Sendung bringend. Geh. Rath Walther von München, zutrauliche und bedeutende Unterhaltung. Ihro Hoheit Prinz Carl, Hofrath Soret. Der junge Martersteig. Mittags Dr. Eckermann. Gegen Abend Oberbaudirector Coudray. Später Ottilie.

19. Nebenstehendes: Herrn Carl Nehrlich, Carlsruhe. Herrn Rentamtmann Mahr, Ilmenau. Fräulein Adele Schopenhauer nach Unkel. – Oberberghauptmann von Herder sendet durch Herrn von Reitzenstein sehr Angenehmes. Um 12 Uhr mit Ottilien und Walther spazieren gefahren. Mittags Dr. Eckermann. Betrachtung[140] des von Freyberg gesendeten unschätzbaren Beyspiels der wechselnden Spiegelung an einem ganz frischen Exemplar von gestricktem Kobalt. Abends Ottilie. Las die widerwärtigen Krankheitsfälle des 2. Theils meiner Biographie.

20. Früh einige Consultationen mit Hofrath Vogel. Sodann Entwicklung der verschiedenen bey seinem Aufenthalt in Jena mehr oder weniger deutlicher gewordenen Erfordernisse. Manches andere überlegt, besonders die Grundphänomene der entoptischen und anderer verwandten Erscheinungen. Mittag Wölfchen; dessen Geburtstagsdiner. Auch Dr. Eckermann. Ich war mit meinen tieferen Naturbetrachtungen beschäftigt und konnte nur freundlich seyn. Gegen Abend Hofrath Meyer; ward manches durchgesprochen in Bezug auf lebende Künstler. Hofrath Vogel; einige Consultationen wegen diätetischen Betragens. Abends Ottilie. Gesellige Zustände, erheiternde Vorlesung von einigen Mährchen. Professor Riemer. Mit Recht sehr beängstigt wegen seines Sohnes, den er in's Berliner Cadettenhaus gebracht hatte. Es ist einer der unangenehmsten Fälle, die mir vorgekommen sind. Ein so lange mit Verstand und Consequenz durchgeführtes Geschäft, daß nun gerade die Hauptfigur, zu deren Gunsten so viele Jahre bis in die letzten Wochen alles Fördernde und Hoffnungsreiche geschah, .... nun von[141] jenem orientalischen Ungeheuer bedroht zu sehen. Wir schieden bald. Darauf obige Vorlesung.

21. Ein sehr verständiger beruhigender Brief von Herrn von Quandt. Nebenstehendes abgesendet: An Professor Renner, Verordnung. An Steinert, Verordnung in Bezug auf die Veterinärschule. An Steinert ergänzende Verordnung. – John heftete die letzten Exhibita. Die Famiglie celebri, mit der 17. Lieferung geschlossen, hatte ich angesehen und sie zum Binden an Römhild abgegeben. Wölfchen schrieb seine Theaterurtheile und war überhaupt anhaltend thätig. Mittags Dr. Eckermann. Über die Oper Macbeth. Auch sonstiges Ästhetische. Ich hatte frühmorgens einen Brief an Schultz dictirt. Gegen Abend einiges in Ordnung gebracht. Später Ottilie, Berliner Geschichten, Furcht und Hoffnung mit sich bringend. Hofrath Meyer, die Leipziger Kupferstiche anzusehen.

22. Nebenstehendes: An Färber, Quittung für seine Schwester, ferner Verordnung an Hofrath Voigt mit Beylagen. Deßgleichen an Schrön mit Beylagen und Quittung. Deßgleichen an Steinert nach Jena. Herrn Geh. Rath Willemer nach Frankfurt a. M. – Von Martius' brasilianische Reise war angekommen. Manches in Ordnung gebracht. Um Zwölf Ihro Kaiserliche Hoheit und Demoiselle Mazelet. Nachher[142] Geh. Rath von Müller und Minister von Gagern. Von der Lage dessen Gutes Hornau am Taunus und von den anmuthigen Mayngegenden vieles gesprochen. Mittag Wölfchen. Ich beschäftigte mich nachher mit dem englisch-zoologischen Werke. Abends Ottilie. Über die religiosen Gespräche und Verhandlungen mit Engländern, kamen die wunderbarsten Dinge zur Sprache.

23. Das Chaos Nr. 5. Einiges in Reisebeschreibungen gelesen. Nebenstehendes: Herrn Hofrath Soret nach Belvedere. An Zeichenlehrer Lieber mit zwey Holzplättchen. – John erkundigte sich nach Orangestämmchen. Einen Brief von Herder aus Freyberg mit einer Untersuchung des Wismuthskobalterzes erhalten. Professor Riemer sendete die sämmtlichen Werke Castelli's, welche Winterberger mitgebracht hatte. Ich machte mich damit bekannt. Mittag Dr. Eckermann. Professor Riemer entschuldigte sich für den Abend, die Complication, in welche die Berliner Cholera seine Familie gesetzt hatte, als traurigen Grund anführend. Später Ottilie und die Kinder, welche des Tags auf dem Lande gewesen waren. Sie las in Castelli's Wiener Lebensbildern vor.

24. Nebenstehendes: Herrn von Cotta, München, Dankschreiben für 28. August. Herrn Geh. Rath von Müller, wegen des Porträts des[143] Herrn von Gagern. Herrn Hofrath Meyer, Antwort auf seinen gestrigen Brief. – Die bevorstehenden Zustände überdacht. Das Nothwendigste angeordnet und expedirt. Bibliotheksecretär Kräuter, einiger Geschäftsangelegenheiten wegen. Zu Mittag Hofrath Vogel. Publica und Privata, Physiologica und Pathologica. Ich suchte mir nachher aus der Börnerischen Sendung verschiedene Blätter aus. Später Hofrath Meyer, dem ich sie vorwies; er billigte die Wahl. Weitere Verabredung deßhalb. Ottilie hatte den ersten Act des Alpenkönigs gesehen und referirte denselben. Der Gedanke ist nicht übel und Verräth Theaterkenntniß. Castelli's Bären gaben eine heitere Unterhaltung.

25. Wölfchen referirte bey'm Frühstück die folgenden Acte des Alpenkönigs und schrieb nachher seine Recension auf. Ich suchte die vorliegenden Geschäfte vorzuschieben. Kam ein freundlicher Brief von Boisserée. Geh. Hofrath Helbig, wegen einer Meldung von Mylius. Secretär Vulpius, wegen Auskündigung eines Cammercapitals, auch sonstige Häuslichkeiten. Um 12 Uhr bey sehr schönem Sonnenschein spazieren gefahren. Mittag Dr. Eckermann. Kam von Clausthal eine sehr angenehme Sendung zum 28. August. Später Herr Minister von Gagern und Herr Geh. Rath von Müller. Besahen die französischen Medaillons,[144] und ward manches Politische voriger Zeiten ausführlich entwickelt. Dem Gegenwärtigen und Künftigen manche Betrachtung geschenkt. Später für mich. Einiges Heitere intercalirt, welches nöthig war, da eine umständliche Nachricht vom Ableben des Minister von Stein eingegangen. Höchst unerfreuliche Schwäche.

26. Einiges mundirt. Anderes überdacht. Ankunft des Thesaurus Graecae Linguae. Vol. I. Nähere Betrachtung des wichtigen Werkes. Sendung von Boisserée, das letzte Domheft für's Museum, die lithographischen Hefte, Lieferung 27 und 28, für das Museum und mich. Bewunderung der drey Könige van Eycks. Verhandlung mit dem Tischer Hager wegen der Bretchen aus Orangenholz. Herr Banquier Lesser aus Dresden durchreisend. Um 12 Uhr mit Ottilien in den untern Garten gefahren. Mittag Dr. Eckermann. Einleitung verschiedener Geschäfte überlegt. Besonders Hofrath Vogels Vortrag wegen der Veterinärschule. Abends ward Mahomet gegeben. Ottilie nach den ersten Acten, gab Auskunft über das Spiel.

27. Nebenstehendes: Herrn Dr. Sulpiz Boisserée nach München. – Hofrath Vogel, über die Vorstellung des Mohomets. Einsichtige Relation. Verschiedenes eingepackt für die nächsten Posttage. Concipirt, mundirt. Lücken ausgefüllt. Betrachtung der Clausthaler Feyer meines Geburtstags.[145] Geschäftliches. Elisabeth, Kupferstich von Schmidt, an Buchbinder Bauer. Porträt des Herrn von Gagern. Höchst bedeutend in der Sammlung. Abrechnung mit Schmeller. Mit Ottilien in den Garten bey sehr schönem Wetter gefahren. Blieben drunten zu Tische, bis gegen Abend. Um 6 Uhr Professor Riemer. Über die Acquisition der von Voigtischen antiken Münzsammlung. Später Ottilie. Verschiedene Tagesverhältnisse. Vorher Geh. Rath Schweitzer, wegen gedachter Münzsammlung.

28. Eben dieses Geschäft weitergeführt. Mehrere kleine Geld- und andere Geschäfte besorgt und in's Gleiche gebracht. Berliner Staatszeitung, wegen dem neulichen atmosphärischen Phänomen bey'm Untergang der Sonne. Auch über den neuen Vulkan gegen Sciacca gegenüber. Schmellern bezahlt. Um 12 Uhr mit Ottilien ausgefahren. Mittag Dr. Eckermann. Wir lasen Wolfs Recensionen der Theaterstücke. Hofrath von Meyer; wir suchten Kupfer für's Museum aus. Später Oberbaudirector Coudray, von der Aufführung des Mahomets erzählend, auch von den neuen Zimmern der Frau Großherzogin referirend. Ottilie, den Theseus aus Plutarchs Biographien lesend. – Herrn Dr. Sulpiz Boisserée, München. Herrn Professor Begas, mit einem Berlinexemplar meiner Werke, Berlin. [146] Museumsschreiber Färber, autorisirte Rechnungen.

29. Einiges Oberaufsichtliche. Nebenstehendes expedirt: An Controleur Hoffmann, die vollzogene Quittung der Oberaufsichtscasse-Rechnung. – An die achtzehn Frankfurter Freunde Danksagung. Fortgesetzte Beförderung alles Nothwendigen. Mittag Wölfchen. Ich las den Lykurg in Plutarchs Biographien und verwunderte mich, wie man einem solchen ganz unwahrscheinlichen Mährchen einigen Glauben habe schenken können. Das Gedicht an die Freunde durchgegangen. Abends Ottilie. Las die Biographie Solons. Das sieht nun freylich schon menschlich-historischer aus und ist sogar naturgemäß grandios, daß einer zeitlebens will, die Menschen sollen sich unter einander regieren, und muß zuletzt noch Kabinettsrath eines Despoten werden, mit dem er von Jugend auf rivalisirte, um in seinem alten hohen Sinn nur einiges Gute zu bewirken.

30. Nebenstehendes ausgefertigt: Bericht an Serenissimum, wegen Voigts Münzkabinett. Herrn Oberberghauptmann von Herder nach Freyberg. – Das Gedicht an die Frankfurter in's Reine gebracht. Einiges Bedeutende aus Longhi mir zugeeignet. Hofrath Vogel von den Zuständen des Museums einige Kenntniß gebend.[147] Um 12 Uhr mit Ottilien spazieren gefahren. Mit Eckermann gespeist. Die neuen Bewegungen besprochen. Blieb für mich. Gegen Abend Herr Canzler von Müller. Später las noch Wölfchen in dem Büchlein über Nationen.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, III. Abteilung, Bd. 13, S. 132-148.
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