534. Stellen am Harze, welche von Venedigern besucht sein sollen.626

[489] Setze demnach zum Anfang desselben die Stadt Elbingerode, so am Hartze liegt, da frage nach einem Berge, der Morgenland heißt, und gehe im tiefen Grund das Wasser hinaufwärts, so findest Du zwei Steinklippen, an deren einer ist ein Mönch gehauen, da ist ein Stollen, da ist gediegen Goldertz inne, ein Pfund gilt gerne 112 Gülden, davon einstens ein Italiener Noth und Zehrung wegen 1 Pfund zu Nürnberg um 106 Gülden verkauft. Der Stollen ist mit Hürden bedeckt und vermacht, darum mußt Du mit Fleiß suchen und aufräumen, so Du ihn finden willst.

Darnach gehe weiter am Wasser hinaufwärts, so findest Du abermals zwei Steinklippen und zwei Mönche daran gehauen, deren einer weiset Dir mit dem Finger einen Platz an, da Du gediegene Goldkörner finden wirst. Noch besser hinaufwärts ist ein gestempelter Baum, dabei ist ein Steinhaufen,[489] den räume hinweg, so wirst Du einen Stein mit einem Steig finden, den hebe auf und suche, Du wirst einen Fürstenschatz daselbst finden.

Hinter der Harzburg in dem langen Thale stehen drei Tannen bei dem Wege, darunter ist ein Loch, in welchem eine Goldwäsche ist, die sehr gut und reich ist.

Wernigeroda. Wenn man von Wernigeroda nach dem Bährenberg gehet, so kommt man vor zwei Sägemühlen, daselbst stehet eine Buche, die ist abgestümmelt, lehne Dich mit dem Rücken daran und siehe gegen Abend, so wirst Du vier oder fünf Schritte vor dem Baum ein Loch finden, darin schwarz Kohlenertz, welches Gold und Silber hält, enthalten ist. Es soll auch ein gelber Leimen darinnen sein, der Gold halten mag. Desgleichen gehe von Wernigeroda nach dem großen Brocken, nach dem Klosterberge, nach Triebenack (Drübeck) und halte Dich auf die rechte Hand des Brockens gegen das Thal, so wirst Du einen Baum finden, an welchem diese Zeichen B. 7. eingeschnitten stehen, drei Schritte davon findest Du das Guth mit Bohlen bedeckt, siehet aus wie Weitzen-Kleyen und ist Gold und Silber.

Brockenberg. Gehe hinter dem Brocken auf die alte Straße nach dem Morgenbrodsthale zu, in demselben Thale gehe hin, bis Du wieder an zwei andere Thäler kommest, deren eines zur Rechten, das andere zur Linken lieget, bleibe Du aber im mittelsten so lange, bis Du an einen großen Stein kommest. Zu demselben gehe und siehe Dich um, so wirst Du daran eingehauen finden einen Mönch, der eine Keilhaue auf dem Rücken hat, derselben Spitzen nach gehe den Berg hinauf, so wirst Du eine Saalweide und nahe dabei ein Loch finden, mit Wellen oder Reißig und Rasen beleget, die hebe auf und suche darinnen, so findest Du Körner, die sich platzen oder schlagen lassen und sehr gut sind, die andern aber taugen nichts. An eben selbigem Orte findet man auch einen Mönch am Wasser in Stein gehauen, gehe an dem Wasser hinan und siehe Dich um, so wirst Du einen Ahornbaum, der einer Kerzen gleich ist, finden, drei aus einem Stamm. Daselbst sind in einem Wiesenplatz drei Löcher, die so aussehen, als hätten sie die Schweine gewühlt, darin findet man Körner, die sich breit schlagen lassen. Das Pfund soll 20 Gülden kosten.

Vom Kahlen-Königsberge, wenn Du nach dem Bährenberge gehen willst, an der Mittagsseite nahe an dem Bährenberge ist eine Grube, da halte Du Dich links, so wirst Du eine Buche finden, die ist so dick, daß man sie mit zwei Armen umgreifen kann, darinnen sind Zeichen wie Sternenkelche, da gehen ihrer viele zu und haben ihre Nahrung davon. Zum ersten ist eine Ansicht, das weiset mit der Nase darauf, in der Krümme hat sie 23 Wurzeln, eine nach dem Abend, die andern nach Morgen. Zwischen den Wurzeln ist die beste Urkunde, da findest Du gediegen Gold, die Grube ist mit Dornen zugedeckt. Bei dem Königsberge rechts gegen Mittag ist ein Morast, da ist Zeug inne, das wie Lerchendreck aussiehet und ist eine Horde darüber geleget, daß man es nicht merket, das Pfund hält 6 Loth, man muß sich aber vom Königsberge herabmachen, wenn die Sonne am höchsten steht.

Bei dem Neuen Schloß steht ein Mahlstein, an welchem das Regen- und Hohenstein'sche Wappen gehauen ist. Zwischen diesem Mahlsteine und dem Schlosse liegt ein unterhohlter Hügel, darin ist himmelblaues Ertz, das gut Silber hält.

[490] Ellrich. Wenn Du von Ellrich auf die alte Eisenhütte gehest, da liegt unter der Glashütte eine Brücke, darüber kommst Du in den Harz; gehe allda fort, so wirst Du ein alt Mauerwerk, das verwachsen ist, finden. Davon halte Dich zur linken Hand etwa zwei Aecker breit, so wirst Du zu einer Steinklippen kommen, an derselben gehe hin und so fortan, bis Du für neun der Steinklippen hin bist, dann lehne Dich an die letztere und siehe zur linken Hand, so wirst Du etwa drei Aecker breit davon wieder eine Steinklippen sehen, da gehe hinein, so wirst Du eine Fichten finden, die mit Reißig zugedeckt ist, darunter ist ein Loch, in welchem gediegen Gold zu finden ist.

Von Ellrich aus gehe man nach dem kleinen Brocken, ehe man aber dahin kommt, muß man durch ein Thal, das Suppenthal genannt, da wird man finden ein Brustbild an einem Stein gehauen, einem Mönch gleich, der weiset mit zwei Fingern, und wo er hinweiset, da lehne Dich mit dem Rücken daran, so siehst Du einen Stamm, daran steht ein Schlüssel, lehne Dich mit dem Rücken an den Stamm, so wirst Du zwei Saalweidebüsche sehen, daselbst schlage ein und suche, so wirst Du gediegene Silberkörner finden, so sich schlagen lassen. Gehe ferner von dem Brustbilde gleich aufwärts nach der schwarzen Schlucht, halte Dich nach der linken Hand und habe gut Acht, so findest Du ein Brünnlein, das lässet zwei Ströme von sich, schöpfe es aus und Du findest gediegene Körner, man muß sie aber durch ein Sieb waschen, ihre Größe sind wie Erbsen. Von dannen gehe wieder aufwärts in der schwarzen Schluft hinauf, Du kömmst dann zu drei Eichen, dazwischen sind Löcher wie von Schweinen gewühlt, darinnen ist Wasser, das mußt Du ausgießen und Du findest gediegene Silberkörner. Nicht weit von diesen Eichen findest Du einen Platz und in demselben ist ein Loch mit einer Horde bedeckt, welche wieder mit Moos und Laub bedeckt ist, das nimm ab und öffne das Loch, so findest Du einen Silbergang und daneben einen Schlägel und Setzeisen, da kannst Du abschlagen soviel als Du willst; hast Du genug, so lege das Zeug wieder hinein, wie Du es gefunden, Du mußt aber ohne Betrug damit handeln, sonst hast Du kein Glück damit. – Gehe aus der schwarzen Schluft über den kleinen Brocken, so kommst Du an einen breiten Sumpf, der ist ganz wässerig, da findest Du auch gediegene Goldkörner, Du mußt sie aber mit einem Siebe von dem Schlamme reinigen.

Von der Neustadt aus ohnweit der Hartzeburg nach dem Schieferberge kommt man erstlich an ein Wasser, das die Kalbe heißt, davon gehe über die Ecker ein wenig unter das alte Mauerwerk, dann ferner über das weiße Wasser und gleich aufwärts nach dem Schieferberge, daselbst findest Du schwarze Körner, die inwendig aber schön weiß und gediegen Silber und Gold sind, es ist da groß Gut vorhanden.

Von der Neustadt nach dem Nebelthale, welches bald auf voriges folgt, ist die Nürnberger Goldgrube, welche sie lange Jahre im Gebrauch gehabt, und soll 1 Pfund Ertz 100 Thlr. gelten. Ein wenig von selbigem Orte zur Rechten aufwärts ist ein guter Silbergang, bei diesen beiden Oertchen fließt ein Wässerlein, das heißt das kalte Wasser und ist nicht groß; zur linken Hand der beiden Gänge ist der Silbergang oben am Berge und der Goldgang unten im Thale.

An dem Haselbache steht auch ein Ertz, der Taubenkopf genannt, dessen[491] Pfund 1 Thlr. gelten soll, ist nahe bei der Hartzeburg gelegen. Nicht weit davon ist auch ein Ertz, der schwarze Talck genannt, so auch gut Silber hält, stehet nicht weit vom neuen Schlosse.

Bei Braunlage ist ein Brunnen, darin ist gut Ertz. Man muß ihn aber ausgießen, so man es haben will. Gehe von demselben Ort etwa einen Musketen-Schuß weit vom Wege ab zur rechten Hand, so wirst Du eine alte Kohlstätte antreffen, daselbst schlage ein, so findest Du ein Eisen, das kostbare Eisen genannt, das hält Gold in allen Proben und ist leicht zu gewinnen.

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Nach DOCVMENTA oder Alte Urkunden und Nachrichtungen, wo hin und wieder im Römischen Reiche Gold- und Silber-Ertze, Gold-Körner, Wäschewerk, Seiffenwerk etc. zu finden seyn sollen. Von einem der Orten wohlkundigen und erfahrenen Metallurgo im Anfang vorigen Seculi aufgezeichneten und nach seinem Tode also hinterlassenen jetzo... zum öffentlichen Druck befördert durch J.A.L.G.J. S.H. in 12., ausgezogen bei Pröhle, Unterharzische Sagen S. 199 etc.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 489-492.
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