584. Mönchenlagerstätte, Waschwässerchen und Kloster Himmelspforte.682

[531] Nicht weit von der steinernen Renne und dem Bielsteine ist die Mönchenlagerstätte, wo die Mönche lagerten, als sie von der Himmelspforte flohen. Dort steht eine große Buche zum Andenken an die Mönche und in der Nähe ist ein Brunnen oder Wässerchen, das sogenannte Waschwässerchen. Unter jener Buche soll aber der oberste Mönch in einem goldenen Sarge liegen, um diesen befinden sich aber noch ein zinnerner und ein hölzerner. So oft man aber die Särge hat ausgraben wollen, kamen die Mönche und vertrieben diejenigen, die es thun wollten.

Bei der Mönchenlagerstätte war aber ein Hirt, der in seinem Herzen noch katholisch war und betete noch einen Rosenkranz her. Da kam der Bischof mit einer goldenen Krone und ganz mit Diamanten geschmückt. »Gelobt sei Jesus Christus!« sagte er. »In Ewigkeit, Amen«, antwortete der Hirt. Der Bischof ließ sich von ihm das Versprechen der Verschwiegenheit geben und trug ihm auf, in der Himmelspforte nach einer Schieferplatte zu suchen. Er solle Stiegen hinunter gehen, mehrere Eingänge vorbei, bis er an's Ende des Ganges käme. Da würde er einen Schlüssel über der Thür hängen sehen, diese Thür solle er aufmachen, dann würde er einen Tisch in der Mitte stehen sehen, darauf ein Buch mit Goldschnitt, dabei Juwelen, Gold und Silber. Der Hirt mit seinem Sohne geht hin, sie sehen Laternen, als sie in das Zimmer kommen, ist da ein prächtiger Glanz. »Vater, laß uns die glühenden Dinger nehmen«, spricht der Junge. Sie nahmen Juwelen und die Tafel und gleich war Alles wieder überwachsen mit Gras. Am andern Tage brachten sie dem Bischof die Tafel. Der Bischof sagte: »Du hast Juwelen genommen (er hatte nur Gold nehmen sollen) und Du[531] wirst mich doch verrathen, Dich wird Dein Kind verrathen; vergrabt lieber die Juwelen.« Der Bischof sang nun an der Tafel eine Litanei, hundert Pfaffen standen um ihn her, der Bischof gab ihnen das Abendmahl und besprengte sie mit Weihwasser. Die Mönche legten ihn in seinem Schmucke wieder ins Grab und deckten den Sargdeckel drüber. Alles war verschwunden, der Hirt durfte aber sein Mittagslager dort nicht wieder halten. Er kaufte sich noch ein Paar Kühe. Der Bischof hatte ihm auch gesagt, von allem Vieh würde seins das fetteste sein. Er erregte aber durch seinen Wohlstand Verdacht und wurde als Hirt abgedankt. Es kam ein Hirt aus Wernigerode an seine Stelle, da ist viel Vieh verreckt, anderes ward krank. Das hat der Bischof gemacht. Der andere wird wieder Hirt und das Vieh befindet sich im besten Zustande. Er hat zuletzt zwanzig Kühe und kommt deshalb in Untersuchung, die Diamanten werden bei ihm gefunden. Er gesteht Alles auf der Tortur. Als der Schulze erfuhr, woher er seine Reichthümer hatte, ging er auch an die Stelle, gelangte auch richtig hinein, dann aber schlug die Thür hinter ihm zu.

In Drübeck war eine Hochzeit, da wurde der Wein zuletzt alle und das Mädchen sollte mehr holen. Sie fragte: »Wo?« und aus Scherz sagte man ihr: »Aus der Himmelspforte.« Als sie da hinkam, war da ein Keller mit Fässern und auch ein großer Mann, der füllte schweigend ihr Faß. Der Wein mundete der Hochzeitsgesellschaft trefflich und als er alle war, wurde das Mädchen noch einmal nach der Himmelspforte geschickt. Da fand es aber den Keller nicht wieder.

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S. Pröhle S. 78. 82.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 531-532.
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