144. Der Fisch in der Marienkirche zu Stendal.199

[136] Im Jahre 1415 ist die Stadt Stendal von einer sehr großen Ueberschwemmung heimgesucht worden; es hat nämlich die Elbe im Frühling dieses Jahres den Deich am Dorfe Hemerten durchbrochen und die ganze nach Stendal gehende Niederung unter Wasser gesetzt, so zwar, daß die Fluth bis in die Marienkirche gedrungen ist. Als sich nun die Gewässer wieder verlaufen haben, so hat die Geistlichkeit beschlossen, die Gotteshäuser zu reinigen und mit Besemen zu kehren. Als nun der Propst von der Domkirche St. Nicolai aus mit dem ganzen Domkapitel die Marienkirche betrat, hat er namentlich am Eingange in den Hochaltar eine ungeheure Schlammmasse und in derselben einen Hecht von 16 Pfund Schwere angetroffen. Zum ewigen Gedächtniß ist dieser Fisch in Stein gehauen, später aber in Eisenblech nachgeformt und 9 Fuß über dem Straßenpflaster an dem linken Kirchenpfeiler beim Eingange in den Hochaltar aufgehängt worden, wo er noch heute zu sehen ist.

199

Nach Weihe, Bd. II. S. 1 etc.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 136.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band