15. Das Unwetter und Churfürst Joachim I.58

[31] Vor anderm ist merkwürdig, was sich Anno 1525 zu Berlin den 15. Juli mit Churfürst Joachimo begeben. Diesem hatte ein Astronomus feierlich gewarnet, daß an demselben tag ein groß Wetter würde kommen, und wäre zu besorgen, beide Stäte Berlin und Kölln möchten untergehen. Ist also mit seiner Gemahlin, der jungen Herrschafft und vornemsten Bedienten auf den Tempelhofischen berg gezogen, um die begebenheit der beiden Stäte abzuwarten. Als er aber sich lange da aufgehalten, und nichts daraus worden, hat ihn seine Gemahlin, wie sie denn eine sehr gottesfürchtige und christliche Fürstin gewesen, gebeten, daß er möchte wieder hineinziehen, und bei seinen armen Unterthanen auswarten, was Gott thun wollte, weil sie es vielleicht nicht allein verschuldet, darüber er bewogen, und um 4 Uhr gegen abend wieder gen Kölln gefahren. Ehe er aber an das Schloß gelanget, hat sich ein Wetter bewiesen, und wie er unter das Schloßthor gekommen, dem Churfürsten 4 pferde vor dem wagen samt dem Kutscher erschlagen, sonst keinen schaden mehr gethan.

58

Nach Bekmann, Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg. Berlin 1751. in Fol. Th. III. S. 509.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 31.
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