160. Der Stein mit dem Huftritt bei Stendal.218

[147] Ohnweit Stendal ist in einem großen Feldsteine die tiefe Spur eines eingedrückten Pferdehufes zu sehen. Davon geht folgende Sage.

Markgraf Albrecht von Anhalt hatte den Markgrafen Huder von Brandenburg schon zweimal aufs Haupt geschlagen, und stand ihm wiederum beim Dorfe Darnstädt gegenüber. Des Sieges gewiß hielt er stolz zu Roß und rief seinen zur Vorsicht mahnenden Kriegsgefährten lächelnd zu: »Was schwatzt Ihr da? So gewiß mein Roß tief in diesen Stein hineintreten wird, also gewiß wird auch der Sieg unser sein.« Somit sprengte er auf einen großen Stein an, der ihm nicht fern lag, und siehe, der Huf des Pferdes drang tief in denselben ein, als wenn er weiches Wachs wäre. Mit dem Ungestüm fester Zuversicht griff darauf Markgraf Albrecht den Feind in den Bergen an und gewann den dritten Sieg über ihn.

Damals soll auch das Bergflüßchen, der rothe Bach, seinen Namen erhalten haben, weil es von dem Blute der Erschlagenen geröthet worden sei.

Nach einer andern Sage hätte aber jenes Zeichen einen weit schlimmern Ursprung. Es wäre nämlich in Darnstädt eine Krügersfrau gewesen, welche die Gewohnheit hatte, schrecklich zu fluchen. Dieses hatte sie auch eines Tages gethan, schwörend, der Teufel solle sie holen, wenn sie nicht die Wahrheit spreche. Da erschien wirklich der Teufel, packte sie auf und führte sie auf einem Pferde davon. Im Davonjagen aus dem Dorfe trat das Pferd auf jenen Stein und davon soll noch jene Spur herrühren.

218

Nach Ziehnert, Preuß. Volkssagen Bd. I. S. 265 etc., und Beckmann, Historische Beschreibung von Brandenburg Th. I. S. 375.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 147.
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