471. Das blutende Hirschgeweih.555

[399] Am 26. August des Jahres 1666 hat zu Butthauen, so eine Meile von Eilenburg nach Torgau oder Dommitzsch zu gelegen ist, bei einem Kohlbauer, Michael Polenz genannt, ein altes starkes Hirschhorn, welches lange Zeit von seinen Eltern noch her im Hause gelegen und er vor zwei Jahren an die Wand genagelt hatte, damit man etwas daran hängen könne, als sein Weib einen Milchhader oder Seihetuch, so sie den Abend zuvor darangehängt, wieder davon weggenommen, zu bluten angefangen und zwar nur aus einem[399] Ende oder Zacken, deren sonst sechs daran gewesen, welches sie alsbald im Hause lautbar gemacht, auch dem Pfarrer und vielen Leuten gezeigt, wie nämlich solches das Blut tropfenweise fallen lassen und zwar fast eine Kanne voll. Als es nun zum ersten Mal zu bluten aufgehört, ist der Amtsnotarius dahingekommen, welcher es besehen und für eine natürliche Feuchtigkeit hat erklären wollen. Aber was that Gott? Indem sie es noch besichtigten, fängt es zum andern Male an stark zu bluten, daß sie darüber erschrecken und sich verwundern, wie er denn zum Beweise solches Wunderzeichens etwas in einem Fläschchen davon mit nach Hause genommen, desgleichen auch ein Förster gethan, bei dem es hernach geronnen und hart geworden ist, dergestalt, daß er es hin und wieder hat vertheilen können.

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So Simon S. 764.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 399-400.
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