528. Das wüthende Heer im Mansfeldischen.618

[474] Johann Kennerer, Pfarrherr zu Mansfeld, ein Mann von 80 Jahren, erzählte dem Joh. Prätorius, daß zu Eisleben und im ganzen Lande zu Mansfeld das wüthende Heer alle Jahre am Fastnachtdonnerstage vorübergezogen sei, die Leute sind hingelaufen und haben darauf nichts anderes erwartet, als wenn ein großer und mächtiger König oder Kaiser vorüberziehen solle. Vor dem Haufen ist ein alter Mann mit einem weißen Stabe hergegangen, der hat die Leute heißen aus dem Wege gehen, hat sie auch nach Hause geschickt, weil sie sonst Schaden nehmen würden. Dies ist der treue[474] Eckert gewesen. Hinter diesem Mann sind etliche geritten gekommen, etliche gegangen, man hat unter ihnen auch Leute gesehen, die neulich erst gestorben waren, andere aber, die noch lebten. Einer ist auf einem Pferde mit zwei Füßen geritten, der andere hat auf einem Rade gebunden gelegen und das Rad ist mit ihm selbst umgelaufen; der dritte hat einen Schenkel über den Kopf genommen und ist gleichfalls sehr gelaufen. Ein anderer hat gar keinen Kopf gehabt und so viele ähnliche Stücke.

618

S.J. Prätorius, Blockes-Berges-Verrichtung. Leipzig o.J. in 12. S. 27.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 474-475.
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