717. Das Königsgrab und die Urnen in der hohen Warte.833

[684] In der hohen Warte (Hannewaorth), einer sehr großen Haide zwischen Hiltrup, Alberloh und Münster, findet sich in der Nähe des Zollhauses ein Platz, welcher von mehreren kleinen Hügeln umgeben ist. Mitten unter diesen Hügeln liegt, wie die Sage geht, ein alter heidnischer König in einem goldenen Sarge, welcher von einem eisernen eingeschlossen ist, tief in der Erde begraben. Am Charfreitag hat man an dieser Stelle mehrmals ein klägliches Jammern gehört, welches viele Stunden dauerte und tief aus der Erde hervorzudringen schien. Auch ist in finstern und stürmischen Nächten zu verschiedenen Malen in der Mitte dieser Haide ein Geschrei und ein Gehämmer vernommen worden, welches viele von den benachbarten Bauern in Schrecken gesetzt hat.[684]

Rund um die kleinen Hügel, unter denen der heidnische König begraben sein soll, findet man eine Menge alter Urnen, worin sich verbrannte Menschenknochen befinden. In jeder Urne, die man ausgräbt, findet sich eine Spalte, welche, wie das Volk in der Umgegend behauptet, von dem Erdbeben bei der Kreuzigung Christi herrühren soll.

833

S. Münsterische Geschichten S. 176.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 684-685.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band