743. Der St. Petersbrunnen zu Syburg.862

[703] Zu Syburg befindet sich ein Brunnen, St. Petersbrunn geheißen, ohngefähr 200 Schritt von der Kirche entfernt gelegen; zu diesem ist vor Zeiten eine große Pilgerfahrt auf St. Marci Tag, acht Tage vor oder nach, und ein großer Jahrmarkt gehalten worden. Hier soll einst Wittekind getauft[703] und von Karl dem Großen, dessen Bildniß mit dem des Papstes Leo III. über der Thüre am Gewölbe zu sehen ist, aus der Taufe gehoben worden sein. Dieser Brunnen ist niemals, als ein einziges Mal plötzlich vertrocknet. Der Brunnen ist aber auch im Auslande sehr berühmt gewesen, denn eines Tages im 17. Jahrhundert ist ein Italiener nach einem gethanen Gelübde daselbst angekommen, hat sich im Brunnen gewaschen und ist dann auf bloßen Händen und Füßen von obengenanntem Brunnen aus den Berg hinauf und nach der Kirche und dreimal um die Kirche gekrochen und hat sich nach verrichtetem Opfer, welches aber der Pastor, weil er reformirter Religion gewesen, den Armen gegeben, sich wiederum bekleidet und davon gemacht.

862

S. Von Steinen Th. VI. S. 1592.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 703-704.
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