785. Graf Eberhard von Altena.907

[735] Nachdem der Graf Eberhard von Altena in dem Kriege, welcher im Jahre 1162 zwischen dem Herzoge Heinrich von Limburg und seinen Bundesgenossen[735] an einer und dem Herzog Gottfried von Brabant an der andern Seite geführt, dem Ersteren also tapfer gedient, daß Heinrich den Sieg erfochten, so geschah es, daß Eberhard in seinem Gemüthe wegen so vielen vergossenen Blutes sehr unruhig wurde. Wie er nun bei diesen Umständen einen Ekel an aller weltlichen Gesellschaft hatte und sich daher vornahm, heimlich davon zu gehen und im Elend seine Sünden zu büßen, so steckte er sich in schlechte Kleidung und wanderte, ohne Jemandem etwas zu sagen, erstlich nach Rom, ferner nach St. Jakob zu Compostell; endlich kam er nach Morimunde, einem Kloster in Frankreich, und wurde daselbst ein Laienbruder, da ihm denn auf einem diesem Kloster zugehörigen Meyerhofe, der Witthof genannt, die Schweine zu hüten aufgegeben wurde.

Als er nun in dieser seiner Bedienung sehr fleißig gewesen und in langer Zeit Niemand erfahren können, wo Eberhard geblieben war, so geschah es ferner, daß zwei von seines Bruders, des Grafen von Altena Bedienten mit ihren Knechten, welchen Allen Eberhard wohl bekannt war, nach Frankreich reiseten. Da sie nun nicht weit von besagtem Kloster in die Irre geriethen, schickten sie einen von den Knechten nach dem Kloster, sich nach dem rechten Wege zu erkundigen. Dieser, als er einen Sauhirten gewahr wurde und von ihm den rechten Weg zu erfahren suchte, erkannte an einem Hiebe, welchen Eberhard in einer Schlacht empfangen hatte, daß er Adolfs, des Grafen von Altena Bruder sei. Kaum hatte er solches bei seiner Rückkehr seinen Herren entdeckt, so eilten diese mit großer Begierde nach dem Orte und fanden die Erzählung des Dieners wahr. Zwar wollte sich Eberhard anfänglich nicht kundgeben, doch ließ er auf ihr inständiges Anhalten sich endlich bewegen zu erzählen, wie er zu diesem Stande gekommen wäre. Darauf umarmten ihn die Edelleute mit vielen Thränen, gingen auch gleich zum Verwalter des Hofes und zeigten ihm an, was er für einen Sauhirten hätte. Als nun dieser die Sache gleich an den Abt berichtete und selbiger über die große Demuth des Eberhard sich nicht genug verwundern konnte, nahm er ihn ins Kloster und machte ihn zu einem Mönche. Sobald diese Sache dem Grafen Adolf vorgebracht wurde, reisete selbiger zwar hin, seinen Bruder auf andere Gedanken zu bringen, da er aber die einmal angefangene Lebensart nicht ändern wollte, hielt er bei dem Abte an, daß dem Eberhard möchte erlaubt sein mit ihm zu reisen, um seine Freunde zu besuchen. Da ihm nun dieses bewilligt wurde und Eberhard nach Deutschland kam, beredete er nicht nur seinen Bruder Adolf, das Schloß Aldenburg im Jahre 1133 zu einem Kloster zu machen, sondern er verlangte auch von seinem Vetter, dem Landgrafen in Thüringen, Zogone, durch Vorsprache seiner Gemahlin, der Gisela, und seiner Söhne Heinrich und Günther den Berg des heil. Gregorii mit seinem Zubehör; und als er auf diesem zur Ehre des heil. Gregorii eine Abtei gestiftet hatte, so wurde er durch Vorsprache seiner Freunde vom Bischof von Mainz zum ersten Abte desselben eingeweiht.

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S. Von Steinen St. I. S. 97-100.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 735-736.
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