811. Die Taube zu Höxter.932

[765] Der dreißigjährige Krieg drückte die westphälischen Lande. Es wurde unter andern auch die Stadt Höxter von den Kaiserlichen belagert, konnte aber von ihnen nicht erobert werden, daher man endlich beschloß, sie mit schwerem Geschütz zu beschießen und so lange zu ängstigen, bis sie sich ergäbe, und um die Noth der Besatzung und Bürger zu erhöhen, sollte das Beschießen mit einbrechender Nacht beginnen. Als nun der Fähndrich die erste Kanone losbrennen wollte, flog ihm eine Taube auf die Hand und pickte diese so, daß der Soldat das Zündloch verfehlte. »Es ist Gottes Wille, daß ich nicht schießen soll!« rief der abergläubische Soldat und unterließ das Schießen. Noch in derselben Nacht aber kamen die Schweden und vertrieben die Kaiserlichen und die Stadt war gerettet.

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S. Ziehnert Bd. II. S. 97.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 765.
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