[698] (S.v. Lersner I. S. 365 etc.)
Ohngefähr drei Stunden von Frankfurt a.M. liegt in einer sehr schönen Gegend das späterhin Nassauische Städtchen Kronberg. Im 14. Jhdt. bewohnten die dort befindliche Burg die Ritter von Kronberg, welche mit den Frankfurter Bürgern in schwerer Fehde lagen. So zogen denn am 12. Mai des Jahres 1389 am frühen Morgen 2000 (nach Andern 1500) gewappnete Frankfurter zu Fuß und Roß gegen die Kronberger. Sie zogen zuerst in den vor Kronberg liegenden Wald, dessen Bäume sie abschälten und niederschlugen. Nun kamen ihnen aber die Kronberger entgegen um ihren Wald zu schützen, allein die Frankfurter wurden ihrer Herr und fingen viele ihrer Feinde und wollten wieder nach Hause ziehen. Siehe da kam der Herzog Horst, der zu Oppenheim hauste, mit 1100 Mann den Kronbergern zu Hilfe und fiel in die Frankfurter ein und schlug sie und sie ließen an die 600 Gefangene und 100 Todte zurück und auch ihren Hauptmann, Philipp Breder geheißen, verloren sie, der das Panier111 trug, und mit demselben gefangen ward, und die Stadt mußte für die Auslösung ihrer gefangenen Bürger 73000 Gulden zahlen, und das Schlachtfeld, wo dies geschehen ist, bei dem Dorfe Eschborn, hieß seit der Zeit Haderfeld. Auf diese Begebenheit beziehen sich die auf einem alten Gemälde in einem Saale auf dem Schlosse zu Kronberg stehenden Verse, welche also lauten:
Als man zahlt 1389 Jahr
Den 12. May das ist wahr
Da die Herren mit den Städten
Ein Tag zu Egra halten thäten112
Von den Konigen des Kriegs wegen
Wie der im besten hinzulegen
Zu solcher Zeit Frankfurt die Stadt
Nicht wenig sich gerüstet hat
Zwey tausend stark zu Fuß und Roß
Mit Wagen, Wehren und Geschoß
Die Edlen von Cronberg mit Gewalt
Zu überziehen und dämpfen bald
Samt andern Feinden und Helfern mehr
Zogen also fort mit ihrem Heer
Etlich Höf und Dörfer sie da verbrannten
Die Bäum im Wald für Muthwill schälten.
Als die von Cronberg dies vernommen
Sie sich darauf nicht lang besonnen
Und boten bald dem Feind die Spitz
Doch gerieth's nicht wohl in erster Hitz
Denn die von Frankfurt gar stark waren
Und wollten mit Sieg wieder heimfahren
So kommt der Pfalzgraf Horst zu Hand
Der zu Oppenheim war herzugerannt
Wohl mit anderthalb Hundert Glänen113
Auch Heerhörnern und ein groß Gethön
Schlugen samtlich in die Frankfurter frey
Schlugens in die Flucht mit großem Geschrey
Wiewohl der Frankfurter doch mehr war
Denn der ganz Cronbergischen Schaar
Der Zeit bleibt todt gar bald und geschwind[698]
Manch Frankfurter lieber Mutterkind,
Sechshundert wurden gefangen
Zu Cronberg geführt zu Handen
Also der Frankfurter beste Macht
Hernieder lag in dieser Schlacht.
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