1004. Weiber als Katzen.

[838] (S. Mittheil. d. Osnabr. Vereins Bd. VII. S. 386.)


Einstmals mußten die Bauersleute auf der Rumpeshorst160 bei Wittlage vor einer Unzahl Katzen, welche sie überfallen hatten, flüchten. Ein Bauer aus dem nahen Dorfe erbot sich, sie zu fangen. Er ging nach dem Hause, machte um die Herdstelle einen Kreis mit Kreide und setzte sich in[838] demselben an den großen Kessel nieder um Wasser zu kochen. Die Katzen kamen neugierig herbei, konnten aber nicht in den Kreis kommen. Die erste lud der Bauer mit den Worten ein: »Lieb' Kätzlein, setz' Dich hier.« Diese sagte unter vielen wunderlichen Verbeugungen zu einer andern Katze: »Lieb' Kätzlein setz' Dich hier | Spricht Heinrich Vollbert zu mir« und setzte sich in den Kreis. Nachdem diese Einladung so weiter bis an die letzte Katze gekommen war und sie alle um den Kreis herumsaßen und unterdeß das Wasser kochte, schöpfte der Bauer von demselben und begoß die Katzen. Diese flohen nun heulend davon und am andern Morgen hatten fast alle alten Weiber in selbigem Dorfe Brandwunden.

160

Die Burg Rumpeshorst wurde um 1340 zerstört (s. Stüve, Gesch. d. Hochstifts Osnabrück S. 190.)

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 838-839.
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