1074. Kindersärge in der Haarburger Stadtmauer.

[875] (S. Archiv a.a.O. Bd. II. S. 365. Bd. I. S. 159.)


Im Sommer 1819 wurden beim Abbruche der Stadtmauer zu Haarburg mehrere Kindersärge mit darin befindlichen Leichen gefunden, und man hat aus ihrer Umgebung abgenommen, daß sie aus einer von Bülowschen Familie gewesen. So fand man im April 1812, als man einen Theil der uralten Stadtmauer von Bremen abbrach, darin eine kleine schwarze 11/2 Fuß lange Todtenbahre, und einige fünfzig, vier Zoll lange Särge, aus Eichenholz gearbeitet, inwendig mit weißem Leinen bekleidet, aber ganz leer. Auf ihnen lagen metallene Platten, auf denen Buchstaben z.B. M.H. eingeätzt waren. Dies mag daher kommen, daß man früher in die Mauern alter Burgen ein lebendiges neugebornes Kind einmauerte, um diese sowie den Raum, den sie umschloß, unbezwinglich zu machen.173 Nachmals hat man denselben Gebrauch, aber blos noch symbolisch befolgt, daher die leeren Särge.

173

S. Vaterländ. Archiv Bd. XIV S. 268 etc. XVI. S. 170 etc. Thiele, Pröver af Danske Volkssage. Kopenh. 1817 S. 27.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 875.
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