911. Hexenbutter.

[781] (S. Lotich S. 371.)


In Vollmerz pflegte eine Frau stets mit wenig Milch sehr große Butterwecken zu machen. Man konnte es gar nicht herausbekommen, wie das zuging. Eines Abends, als sie auch wieder butterte, bemerkte ein Nachbar ein rothes Läppchen unter dem Butterfaß. »Sollte das Schuld an den großen Butterwecken sein?« dachte er bei sich selber und schnitt ein Stückchen von dem rothen Lappen ab. »Frau!« sagte er zu Hause, »hier hast Du nun auch[781] das Mittel, um viele Butter zu kriegen!« und als seine Frau wieder butterte, legte sie das Läppchen unter das Butterfaß. Richtig! alsbald ein überaus großer Butterweck! Zugleich kam aber auch ein Fremder herein. Der setzte sich hin und wartete bis die Butter gewaschen war; als das geschehen war, legte er den Eheleuten ein Buch vor, auf daß sie ihre Namen da hineinschreiben sollten. »Will erst einmal wohin gehen!« sagte der Bauer und lief zum Pfarrer sich Raths zu erholen. Der sagte ihm, er solle hineinschreiben: »Das Blut Jesu Christi!« Das that der Bauer, der Teufel aber, denn das war jener Fremde, hatte es kaum gelesen, als er auch schon auf und davon war und die größten Butterwecken hatten sich in einen außerordentlich unangenehmen Geruch verwandelt.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 781-782.
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