154. Die weiße Rose zu Breslau.

[170] Im Dome zu Breslau geschieht es wie zu Corvei, Hildesheim und Lübeck, daß wenn ein Domherr sterben soll, am Morgen des dritten Tages vorher eine weiße Rose auf dessen Stuhle liegt, zum Anzeichen, daß er sich zum Tode vorbereiten solle. Davon sprechen auch zwei steinerne Tafeln mit Inschriften rechts und links am Eingange. Nach einer Sage32 ist dies zum ersten Male bei dem Tode des Bischofs Laurentius I. (1233) geschehen, denn diesen fand man früh todt in seinem Betstuhl liegen, eine weiße Rose in der Hand haltend. Diese soll ihm einst der abgeschiedene Geist einer Jungfrau, die er zärtlich geliebt hatte, aber als Geistlicher nicht ehelichen durfte und die darüber vor Herzeleid gestorben war, im Traume überreicht haben.

32

S. Selt, Sagen aus Breslau's Vorzeit. Breslau 1833 S. 18 etc.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 170.
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